von Christian K.L. Fischer

Der feingesponnene, intelligente Pop der Al-Pride-Bande tropft nach und nach endlich aus ihrer Heimat Schweiz hinaus in den Rest der Welt, die sich natürlich sofort fragt, ob denn der Name der Band nur so wirkt, oder ob er wirklich etwas mit der Pride-Bewegung zu tun hat? «Die Assoziationen kam erst mit der Zeit,» gesteht Sänger und Gitarrist Nico Schulthess, und erzählt, dass das Ganze eigentlich aus einer Spielerei erwuchs, die mit Al Pacino in «Scarface» und dem Begriff «Alpin» begonnen hat. Doch wir sind nicht die ersten, die auf diese Idee gekommen sind und die Band hat diesen Umstand schon lange voll und ganz umarmt: «Wir unterstützen die Bewegung sehr.» Es ist kein Zufall, dass das Logo auf der Startseite ihrer Homepage ein Streichholz ist, dass in den Farben der Regenbogenflagge entflammt ist. «Wir sehen uns als eine Ansammlung von allen gesellschaftlich relevanten Bewegungen die gerade stattfinden und die wir mit tragen möchten – und die sich auch in der Haltung des neuen Albums ,Sweet Roller‘ wiederfinden.»

Vielfalt, die beflügelt

Das in der Band so grosse Vielfalt herrscht, ist kein Wunder. Man muss nur sehen, wie viele Member mittlerweile zu Al Pride gehören. Sie werden immer mehr, und das während die Einnahmemöglichkeiten nur gesunken sind – und da reden wir ich nicht einmal von Corona. «Uns war immer klar, dass es grob fahrlässig ist, was wir machen», lacht Nico, «aber wir können auch genauso gut zu acht wachsen und uns auf eine gute Art entwickeln.» Letztlich war es keine sonderlich bewusste Entscheidung, ergänzt Bandkollege Benedikt Bendo Fischer. «Das hat sich so ergeben, in einem Prozess von zwei Jahren. Und dann war der point of no return erreicht.» Nico: «Wir hatten einfach Bock auf Bläser, auf Leute, die alles spielen konnten – und dann haben wir zusammen die Möglichkeiten ausgenutzt.» Bis dahin war es aber ein ordentlicher Weg, denn alle mussten lernen, Konfrontationen zu akzeptieren, kritikfähig zu werden und Objektivität zu gewinnen. «80 Prozent dieser Prozesse sind sehr lähmend, aber die letzten 20, wenn man sich dann gefunden hat, dafür extrem beschleunigt. Wenn sich acht Meinungen plötzlich nicht mehr aushebeln, dann geht‘s richtig los.»

Inhaltsbefreite Popmusik – no more!

Klar, Solokünstler haben es einfacher auf dem Markt. Aber dagegen wollen Al Pride angehen und trotzdem im Mainstream stattfinden. «Um zu zeigen, was möglich ist.» Wobei es schon interessant ist, dass sie sich selbst im Pop verorten, denn die meisten würden sie in der Indiewelt sehen. «Mit der neuen Musik sogar so sehr wie noch nie zuvor», gibt Nico zu. «Aber selber benutzen wir das Wort so wenig wie noch nie.» Nur in einem Sinne finden sie den Begriff passend: «Es gibt keine Anbindung an ein Major, wir machen alles selber. Also ja, die Werte sind Indie. Musikalisch sehen wir uns aber eben als Pop. Wir hoffen, das das Zeitalter der inhaltsbefreiten Popmusik vorbei ist. Darum wollen wir uns auch in dieses Genre bewegen.» Das wirkt alles so als wäre es fast eine ehrenamtliche Aufgabe. «Wenn es jemand als ehrenhaft bezeichnen würde, wäre das schon genug», lacht Nico.