von Michael Rechsteiner
Um mit Nelly Furtado eine der wichtigsten Lyrikerinnen Kanadas zu zitieren: I’m Like a Bird. All Good Things Come to An End. Doch war die neunte Staffel vom Bachelor auch tatsächlich so ein good thing? Es war zumindest ein normal thing, vertraut aus vergangenen Zeiten. Und in einem Jahr, wo sich das «new normal» ganz schön beschissen anfühlt, ist das gar nicht mal so leid. Denn wenn du plötzlich nur noch Dreck fressen musst, schmeckt ein Werther’s Original mit einem Mal ganz okay.
Apropos Karamell: 3+ kann die Bronzer-Tanks wieder aus Portugal abziehen. Bachelor Alan hat sich in der finalen Episode erfolgreich für die Liebe seines Lebens oder zumindest den kommenden Newszyklus entschieden. Beratend zur Seite steht ihm dabei sein Vorgänger und andersweitig Frischverliebter Patric Haziri. (Dessen Staffel wir damals nicht gepowerrankt haben. Alles, was wir über ihn wissen, ist, dass er über die Aufgabe des Bachelors spricht, als wäre es das UNO-Generalsekretariat und viel zu lange T-Shirts trägt. Look at this shit! Als würde er damit gleich im 18. Jahrhundert zu Bett gehen.) Ebenfalls verhört werden die drei verbleibenden Ladies von Alans BFF Leila, welche die Aufgabe mit maximaler Primarschullehrerinnen-Energy angeht. Hätte sie das Gespräch begonnen mit «Veronika, ich habe deine Zeichnungen gefunden. Ist Zuhause alles okay?», es hätte uns nicht verwundert.
Doch nichts ist okay im Zuhause von Veronika, denn:
Francesca hat sich erfolgreich zur letzten Rose gehangelt. Die 22-Jährige sticht damit Fabienne (22) aus, bei der sich alle einig waren, dass sie viel zu jung für Alan sei. Äh. Ok. Und auch unsere Power Ranking Dominatrix Veronika landet nur auf dem zweiten Platz, weil 2020 lässt uns nicht auch nur EIN EINZIGES GLÜCKSGEFÜHL haben.
Doch Likes, wem Likes gebühren: @francibrinley hat sich für Alan von immer höheren Höhen geworfen, um dem Bachelor ihre Zuneigung zu beweisen. Wäre die Sache noch länger gelaufen, hätte Francesca wohl auch Felix Baumgartners Rekord gebrochen. Ihr Ass spielt Francesca aber erst kurz vor der letzten Nacht der Rosen aus: Im Alter von 14 Jahren hat sie einst ihrem zukünftigen Ehemann einen Brief geschrieben. Und so, wie wir doch alle mit einem Bündel Aufsätzen aus der 6. Klasse reisen, hat auch Francesca dieses Dokument jetzt zufälligerweise mit dabei, um es dem Bachelor vorzulesen. Rührend.
Denn nun beginnt bei uns der Journalismus. Oder vielmehr das Kopfrechnen. (Ist für uns eh fast dasselbe.) Zwischen der 22-jährigen und 14-jährigen Francesca liegen acht Jahre. Was war sonst noch so vor acht Jahren? Gotye sang von «Somebody That I Used to Know», Christopher Nolan beendete mit «The Dark Knight Rises» seine Batman-Trilogie und in der Schweiz startete auf dem Schweizer Privatfernsehsender 3+ zum ersten Mal eine kleine Sendung namens…«DER BACHELOR».
Behaupten wir jetzt, dass Teeniecesca damals so wie wir auf dem Bett sass und entzückt aufseufzte, als Lorenzo Leutenegger zum ersten Mal mit einem Rosenstrauss vor ein Rudel Abendkleider und Hochsteckfrisuren trat? Dass sie darauf den Plan schmiedete, eines Tages selber an dieser Sendung teilzunehmen? Sie deshalb einen Tränendrüsen kitzelnden Brief verfasste mit der Absicht, diesen dann in der letzten Folge als ultimative Geheimwaffe abzufeuern? Stellen wir jetzt gerade ernsthaft die These in den Raum, dass Francesca akribisch und geduldig acht Jahre diesen Triumph vorbereitete und der einzige Unterschied zwischen ihr und einem Bond-Villain daraus besteht, dass Francescas Plan am Ende auch aufging?
Nein. Natürlich nicht. Das wäre ja albern. Ha. Haha.
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