von Michael Rechsteiner

Bislang waren sich Politik und Wirtschaft im Land eigentlich sicher, das im Sommer festgelegte Ziel einhalten zu können: Bis zum Finale der elften «Bachelor»-Staffel muss die Stromversorgung der Schweiz aufrecht erhalten werden. Nach der zweiten Episode nehmen wir jetzt unseren Abakus hervor und rechnen etwas besorgt aus, dass 14 Ladies minus 3 Ladies plus 3 Ladies weiterhin 14 Ladies ergibt. Oder wie es uns der aktuelle Bachelor-Jahrgang für Bacheloristik an der ETH Lausanne ausgerechnet hat: L0 = L³/L³.

Zwar haben in der aktuellen Folge drei Herzdamen ausgestochen. Doch kaum sind diese aus der Vordertüre marschiert, kommen durch den Hintereingang drei neue wild cards gestackst. Sollte sich Kennys Knutschkreisel im gleichen Tempo weiterdrehen, werden wir selbst dann noch nicht wissen, wer die letzte Rose erhält, wenn wir alle längst bei Kerzenschein TikTok-Tänze als Daumenkino auf Buchseiten malen. Weil aus den Steckdosen nur noch kleine Staubwolken durchpuffen und wir seit fünf Wochen unser Handy nicht mehr aufladen können.

Doch bis es soweit ist: Verschwenden wir ein paar Kilowatt Strom und stemmen das neuste Power Ranking!

Platz 1: Sabrina (the other one)

Frazier gegen Ali.
Evert gegen Navratilova.
Deutschland gegen Italien.
Sabrina gegen die andere Sabrina.
Rivalitäten, die Geschichte geschrieben haben. Bereits in der ersten Folge war klar, dass Sabrina und Sabrina zwei gleichnamige Asteroiden sind. Langsam umkreisen sie Strahlemann Kenny und sind gleichzeitig auf einem schicksalshaften Kollisionskurs. Zum vorläufigen Showdown kommt es im Muay-Thai-Ring.

Doch statt «Bloodsports 2: Red Likes Roses» erwarten uns die ersten drei Minuten eines Brazzers-Videos. In knappen Satinshorts verkloppen sich die Ladies mit flauschblutenden Kuschelkissen. Sabrina (the other one) KO’ed Sabrina (the one) in der ersten Runde und schafft es bis ins Finale der Fischer Bettwaren Olympics. In den Händen von the other Sabrina wird das Kissen zur so effizienten Waffe, dass es mit fünfzehn Milliarden Dollar im kommenden US-Militärbudget vorgesehen ist. Und so glaubt Sabrina bereits, das Date mit Kenny gewonnen zu haben, als plötzlich eine völlig neue Endgegner-Musik erklingt…

Platz 2: Regischa

…enter Regischa, Blade of Miquella. Gemeinsam mit Olla und Lara ist die Zürcherin eine der drei spätzündenden Sexbomben, die mit einer Runde Verzögerung ins Rennen um die Kenny Trophy starten. Und obwohl Regischa beim Daunendraufhau totale Dominanz beweist, reicht es in unserem besonnen kalibrierten Power Ranking nicht für die Pole Position. Denn beim anschliessenden Date mit Chairman Ken hisst sie mehr red flags als Chinas Regierung beim Kommunistischen Parteitag.

So haben offenbar Poulets aus illegalen Mastbetrieben mehr Auslauf als es die Boyfriends von Regischa tun. Während der gemeinsamen Fütterung am Romantiktrog schwitzt der KenCakes-Kreateur Blut und Ahornsirup, als ihm seine Auserwählte offenbart, dass ihr zukünftiger Partner kein Anrecht auf unbeaufsichtigte Brodowns hat und nur noch an ihrem Händchen durchs Zürcher Nachtleben Gassi gehen darf. Sollte dieses Szenario tatsächlich eintreten, hat die Geschäftsführung vom Jade Club bereits Erwerbsausfallentschädigung beim SECO beantragt.

Platz 3: Lea

Angeblich ist Kenny noch nie einer Frau begegnet, die wie er den gestalterischen Vorkurs besucht hat. Fällt uns etwas schwer zu glauben bei jemandem, der angeblich bereits über 100 Twentysomethings zwischen Escher-Wyss-Platz uns Seefeld flachgelegt hat. Aber egal: Lea ist seine Erste. Mit gestalterischem Vorkurs. In Episode 1 konnten wir bereits einen Blick auf jene Farbfänger werfen, die Lea in ihrer Freizeit malt. Auf der Bob Ross Wonneskala vergeben wir drei von fünf Happy Little Clouds.

Für sein erstes Einzeldate springt Kenny vom Buchcover einer Romantiknovelle namens «Der Piratenkönig von St. Coitus» und kuschelt sich mit Lea auf ein Liegebett ohne dabei seine Schuhe auszuziehen. Schon klar, keiner von uns will Screenshots von sich auf wikiFeet. Aber irgendein TV-Produktionspraktikant wird den Strassendreck von der Matratze klopfen müssen und niemand wird ihm dafür applaudieren. Deshalb tun wir das jetzt.

Platz 4: Jessi

Um das Herz ihres Hatoful Boyfriends zu erobern, lässt Jessi gerne ein paar Federn. Und obwohl sie vor der Kissenschlacht zum Super Saiyan transformiert, droppt sie den Dragon Ball und scheidet frühzeitig aus dem Turnier. Die einzige Bachelor-Kandidatin, die ihr Ticket fürs diesjährige HeroFest wahrscheinlich bereits gekauft hat, kann aber auch Erfolge verbuchen.

So trägt Jessi für die zweite Nacht der Rosen nicht mehr länger ein Kleid als wäre sie beim Probearbeiten in Tokios Maid Cafés. Kenny sieht sie darauf mit völlig neuen (und hoffentlich herzförmigen) Augen. Ausserdem lässt die enthusiastische Bernerin jedes Mal, wenn sie auch nur in einen 2-Meter-Radius vom Bachelor gerät, die kreischenden Beatles-Fans von damals aussehen wie verwaiste Corgis, die am Grab der Queen wimmern.

Platz 5: Ivana

Zu Beginn der Sendung lädt Kenny die Ladies auf eine Yacht ein, die vielleicht oder vielleicht auch nicht von einem russischen Oligarchen beschlagnahmt wurde. Das kollektive Entzücken geht schnell über Bord, als der Bachelor die Damen in Masters und Servants unterteilt. Einige dürfen mit ihm Party machen, andere müssen Drinks bringen. In Kostümen, wie man auf Amazon wahrscheinlich unter «Slutty Handmaid’s Tale» findet.

Ivana, die ihre Konkurrentinnen bisher auch ohne High Heels überragte, findet sich in diesem Stanford-Gefängnis-Experiment At Sea am besten zurecht. Ungetrübt schrubbt sie auch das Deck, als die Girlbosses einen Giftanschlag mit Tabasco in ihren Manhattans überleben. Anschliessend zeigt Ivana (oder wie Anime-Aficionado Jessi sie wahrscheinlich nennt: «Attack On Titan«) noch mehr Grösse und entfernt vor laufender Kamera ihr Make-up. Der erste analoge Hashtag No Filter in der Geschichte der Sendung!

Diese Woche ausgeschieden: Thalia, Nila & Mari

Bye, Thalia! (Die wir im letzten Power Ranking noch als Favoritin geführt hatten und somit unseren Lauf als das nutzloseste Bachelor-Orakel fortsetzen.)

Bye, Nila! (Die immerhin von sich behaupten kann, als einzige Kandidatin ever ein Slipknot-Shirt in der Sendung getragen zu haben.)

Bye, Mari! (Es wäre auch irgendwie weird gewesen, auf diesem Planeten gleich zwei Bachelor-Pärli mit Namen Kenny & Mari zu haben.)