von Michael Rechsteiner

Endlich wieder ein Unterhaltungsprogramm auf 3+, bei dem junge Menschen mit der Aussicht auf Gratisdrinks und Geschlechtsverkehr ins Flugzeug gelockt und zu exotischen Destinationen verschleppt werden, damit sie sich dort mit ihren Eskapaden die Jobsuche in den nächsten fünf Jahre verminen. Aber genug zum Relaunch, äh, Refill von «Jung, wild & sexy». Wir haben hier beim «Bachelor» erst noch den begehrenswertesten Rosenanhäufer der Schweiz zu verscherbeln.

Und so langsam schiebt Cutie Kenny seine Liebeskutsche aus dem Schlamm der verfaulten Herzen. Denn nachdem in den ersten zwei Episoden die Zahl der Kandidatinnen festzustecken schien, geht es jetzt endlich voran und wir galoppieren rehkitzbeinig dem Happy End entgegen. Doch welche der Ladies knuddelt mit dem Bachelor bis über die Ziellinie? Schneide dir ein paar grausige Fransen und streck dein Schwert in die Höhe. Weil you have the powwwerrr…ranking.

Platz 1: Chiara

In Folge 1 setzte sich Chiara mit einem Teller lauwarmer Spaghetti in die Limousine, welche dann von Kenny im Stehen gegessen werden mussten. (Die Spaghetti, nicht die Limousine. Wobei beides etwa gleich schlimm schmecken muss.) Bis heute versammeln sich auf den Dorfplätzen Siziliens italienische Nonnas, um Mahnwachen für diesen Tiefpunkt italienischer cucina abzuhalten.

Nach dem kulinarischen Desaster blieb Chiara fortan im Hintergrund. Wir hielten sie meist für eine overdresste Produktionsassistentin, die manchmal aus Versehen in die Aufnahme geriet. Jetzt aber schmatzt sich die Südländerin beim Einzeldate auf den Präsentierteller. Beim gemeinsamen Nudelschlabbern verstossen Kenny und Chiara akutromantisch gegen die «Susi und Strolch»-Copyrights. Sollen sich Disney-Pseudopuristen doch lieber mal darüber aufregen.

(Kleiner Tipp an den Bachelor, wenn er in Zukunft nicht mit einer Gabel gestochen werden will: Wenn das Essen auf dem Tisch steht, hör gefälligst mit dem Händchenhalten auf. Let the girl eat!)

Platz 2: Jessi

Nicht nur gewinnt Jessi mit ihrem Ensemble «Baked Potato from Mars» zum zweiten Mal in Folge unsere Style Watch zur «Nacht der Rosen». Als die Blutzuckerwerte der Ladies – welche sich bislang wahrscheinlich einzig durch Mimosas und eigeatmete Moskitos ernährten – Tiefstwerte erreichen, wird die Bernerin zur Würmer hochwürgenden Vogelmutter und ernährt ihre Artgenossinnen, indem sie zum Telefon greift und Pizza bestellt. In Thailand. Mit Gummibärchen drauf. (Again: sizilianische Dorfplätze, Nonnas, Mahnwachen.)

Als der Bachelor Jessi mit zur Qigong-Lektion schleppt, ist sie zunächst skeptisch. Wären wir auch, wenn unser Qigong-Master ausschaut und klingt wie jener Kerl, der dich beim Oktoberfest unter den Tisch trinkt. Trotzdem sieht sie danach plötzlich Dinge in völlig neuen Formen und Farben, als hätte ihr Albert Hofmann mit feuchten Griffeln die Hand geschüttelt. Mit ihrem dritten Auge jetzt so weit offen wie ein gecrackter Pokémon Ball, hat Jessi hoffentlich den Sieg im Blick.

Platz 3: Olla

Hier beim Power Ranking verstehen wir uns auch als neutrale Wahlbeobachter, die im Krisengebiet aufmerksam die korrekten demokratischen Abläufe überwachen. Und auch wenn sie nicht das US-Capitol gestürmt hat, so müssen wir Olla doch massive Verstösse gegen die Pariser Charta vorwerfen. Dass sich die Schlammschlacht auch noch auf heiligem Grund im lusttropfenden Regenwald abspielt, verschärft die Lage zusätzlich.

Kenny schlägt sich mit seinen Double Dates Lara und Olla durch den dichten Dschungel zum buddhistischen Tempel, was bisschen so ausschaut, als wäre für den kommenden «Indiana Jones»-Film bereits eine Porn Parody gedreht worden. Um die Götter nicht rot anlaufen zu lassen, wirft der Bachelor seinen Ladies immerhin vorab ein Paar orientalische Duschvorhänge übers nackte Schlüsselbein. Anschliessend müssen sich Lara und Olla als gecuckte Instagram-Boyfriends beweisen: Kenny posiert jeweils mit einer Lady fürs schmachtfetzig-blasphemische Ferienfoto, während die andere abknipsen muss. Zwar erwischt Olla Konkurrentin Lara nicht beim Nasenbohren, lässt sie aber sonst absichtlich schlecht auf den Bildern aussehen und entscheidet somit die Challenge für sich. Hundsgemein macht Olla damit den Katzensprung in die nächste Runde.

Platz 4: Regischa

Kaum ist MTV VMA Contender Thalia Shakira Ricca ausgeschieden, dürfen die Ladies eigene Musikvideos drehen. Finden wir vom Timing her etwas passiv-aggressiv. Andererseits benötigt «Der Bachelor» die Zutat «Passiv-aggressiv» wie Jamie Oliver kaltgepresstes Olivenöl. In drei Schwadronen eingeteilt, muss sich die Bad Bitches Brigade zum Track «Ich darf das» von Eisteeunternehmerin Shirin David in Szene setzen. Wahrscheinlich musste in der 3+ Kantine eine Woche lang Buchstabensuppe gegessen werden, damit man sich die Songrechte leisten konnte.

Regischa übernimmt in ihrer Crew die Rolle der Francis Ford Hoppola und inszeniert zwischen hilflosen Pool Floaties eine wabbelnde Asspocalypse Now. Hätte sie noch zehn Sekunden länger in der Nähe von Wasser getwerkt, wären im gesamten Golf von Thailand die Tsunami-Sirenen losgegangen. Durch Regischas Twerking wird so viel Energie freigesetzt, dass sie nach dem «Bachelor» von der Axpo an einen Stromgenerator angeschlossen wird, um uns durch den Winter zu bringen.

Platz 5: Leonora

Auch Leonora powerdrillt ihre Tanztruppe innert fünf Minuten durch zehn Jahre K-Pop-Sklavenschule, damit die Synchro sitzt. Als hätte sich Sporty Spice in die Skid Row verlaufen, schwingt Team Money Gun die Trainerhosenbooties neben brennenden Mülltonnen, was wir jetzt mal grosszügig als spätkapitalistische Gesellschaftskritik interpretieren. Oder so.

Als Kenny später sein Pyjamaharem zu einer Partie «Wahrheit oder Pflicht» einberuft, stirbt erstere – wie es im Kriegt halt so ist – zuerst und die Ladies entscheiden sich für zweiteres. Leonora zieht dabei die Maureen-Ponderosa-Karte und muss sich pflichtbewusst in eine sexy, sexy Katze verwandeln. Sie meistert die Aufgabe ok, doch wird Gargamel wohl deswegen nicht so schnell Azrael vom Kratzbaum kicken. (Haben wir überhaupt irgendwelche Schlümpfe-Fans im Haus?)

Diese Woche ausgeschieden: Jennifer, Noemi

Bye, Jennifer! (Die verständlicherweise keinen Bock darauf hat, Kenny ständig die Bierflasche aus dem Mund zu nehmen. In dieser Sendung werden Girlfriends und keine Gruppenleiter der Anonymen Alkoholiker gesucht, imfall.)

Bye, Noemi! (Die zum Kennenlernen vor dem Bachelor mit einem Fussball unter dem Arm erschien, als wäre sie das Scheidungskind für den Wochenendbesuch beim Vater. Wir hoffen sehr, dass sie woanders einen Volltreffer landet.)