von Michael Rechsteiner
Italien wird neu von Postfaschisten regiert, die russische Regierung droht wieder mit Atombomben und Jessi ist beim «Bachelor» ausgeschieden. Sind all diese Ereignisse gleich schlimm? Es gibt Menschen, die darauf mit «Nein» antworten. Und auf diese Meinung haben sie selbstverständlich ein Anrecht. Einigen wir uns aber zumindest auf den Konsens: Worst. Wochenstart. des Jahres.
Doch wie Donald Trump während einer Sonnenfinsternis blicken wir direkt in die bright side of life und powern uns tapfer durchs Ranking der letzten «Bachelor»-Folge. Nur noch neun Ladies strecken ihre Nail Extensions nach dem Herzen vom King of KenCakes aus. Demensprechend müssen sie sich aber auch mehr ins Zeug legen. Denn wie sagt man bei uns in der Auto-Center-Branche? Mehr Drive, mehr Kenny’s.
Platz 1: Sabrina (the one)
Bis zum Kinostart von Ulrich Seidls «Rimini» bleibt Sabrina der glamouröseste Blondexport Österreichs. Bislang wurde uns die Kandidatin voted most likely to show up on a Hunter Biden laptop als Influencerin vorgestellt. Beim Einzeldate mit Kenny stellt sich heraus: Sie ist eigentlich Lehrerin! Doch sind Lehrerinnen eigentlich nichts anderes als analoge Influencer, die uns Algebra statt Ingwerwasser verkaufen wollen? [Pause für mind exploding gif]
Wir sehen gerade einige hochgestreckte Hände aufgrund der Frage, wie Sabrina überhaupt zum Einzeldate gekommen ist. Simpels: Umgekehrte Psychologie. Denn was bei schwer erziehbaren Kindern anschlägt, funktioniert auch bei Architekten aus dem Zürcher Seefeld in 9 von 10 Fällen. Als sich bei der wet-wet-wetten Pool-Party alle Ladies an den Bachelor schmeissen wie Jeffrey Dahmer nach einem Fastenmonat, drückt ihm Sabrina bloss ein Bussi auf wie eine Omama am Wiener Naschmarkt. Prompt wird sie deshalb von Kenny auf die Intimliege gebeten, während die Konkurrenz ungedatet ihre Pfadfinderknoten aus der Zunge lösen muss.
Platz 2: Olla
Doch nicht nur pädagogische Zurückhaltung wird vom Bachelor goutiert. Eine komplett diametrale Taktik verfolgt Sabrinas finger pointing Spider-Man Olla. Während der kollektiven Schwimmbecken-Schwänzelei schmeisst sich die Deutsche an Kenny als wäre er ein heruntergesetzter Flachbildschirm an Black Friday. Ollas Flirtstil ist so subtil wie eine Textnachricht von Adam Levine, die er einhändig tippen muss. (Weil er seine Maroon-5-Inches in der anderen Hand hält, heyoooo!)
Als Kenneth eine Handvoll Ladies auf eine einsame Insel verschifft, um dort mit Hilfe eines Strandschweinchens kindergeburtstagshafte Schatzsuchen abzuhalten, wittert Olla erneut ihre Chance. Während sich ihre Mitstreiterinnen beim nächtlichen Camping den Rücken ausrenken (get well soon, Ivana), schleicht sich die Kosmetikerin ins Wigwam(bam) vom Bachelor, um diesem etwas Farbe aufzutragen. Was sich danach hinter der beleuchteten Zeltplane abspielt, wird von 3+ nicht ausgestrahlt. Wahrscheinlich gibt es aber einen Upload davon auf was auch immer die xHamster-Version von asiatischem Schattentheater ist.
Platz 3: Leonora
Altes Luzerner Sprichwort: Wer seinem Pudel einen Dildohelm aufsetzt, braucht sich nicht übers Hausverbot auf der Allmend zu wundern. Diese Lektion (minus Dildohelm, Pudel) muss auch Leonora lernen. Pflichtbewusst füllt die Barkeeperin ihre Co-Ladies beim gemeinsamen Pool-Plausch ab. Doch wird sie plötzlich zum Surprise Pikachu Face, als sich die Ferienanlage kurz darauf in eine römische Freilichtorgie verwandelt, wo jede mit jeder und alle auf Kenny. Wer den Wodka-Schlauch aufdreht, riskiert die Eskalation vom Feuer der Leidenschaft.
Immerhin wird Kenny später in der Episode voll Flamme für Leonora und lädt sie zur gefühlt 150. Uber Eats with Candle Light Bestellung in dieser Staffel ein. Statt Servietten benutzen die beiden Weissweingräber den Schwatzlappen des anderen zum Abwischen, wobei Kennys Mundhöhle von Leonoras Zungenpiercing gepeggt wird. Nach eigener Aussage des hocherregten Bachelors hat er noch nie eine Frau mit einem solchen Schleckerschmuck geknutscht. Was beweist, dass Kenny offenbar noch nie nach Mitternacht ein Pub in Oftringen besucht hat.
Platz 4: Sabrina (the other one)
Wenn du dein langsam auf Grund laufendes Kennenlerngespräch versuchst zu retten, indem du das Thema auf Sternzeichen zerrst, und danach nicht umgehend ins Flugzeug nach Hause gesetzt wirst, muss das schon fast…Liebe sein? Die unvertraute Zweisamkeit zwischen Kenny und Sabrina (the other one) ist schmerzhaft mitanzusehen. So romantisch sprühten zuletzt die Funken, als der Typ in «Saw» versucht hat, mit einer Säge die Kette um seinen Knöchel zu durchtrennen, nur um sich dann gleich den ganzen Fuss abzuschneiden damit er endlich entkommen kann.
Zwischen Kenny und Sabrina (the other one) herrscht dermassen fehlgeleitete Chemie, dass sie von Jesse Pinkman in den Strassen von Albuquerque verkauft wird. Und trotzdem schafft es Sabrina (the other one) beim finalen Showdown gegen Regischa (the only one) eine Runde weiter. Wahrscheinlich wird sie beim nächsten Tête-à-tête mit dem Bachelor ein Sudoku lösen wollen. Wer es schafft, die Gesetze der Anziehung dermassen auszuhebeln, galoppiert fortan als Geheimfavoritin durch Nacht (der Rosen) und Nebel (der Fragen).
Platz 5: Jessi
Das letzte Mal, als Kenny und Japan getrennte Wege gingen, weinten 38’000 Wrestling-Fans im Tokyo Dome. Jetzt spritzen in unserem Land die Tränen wie das Blut aus einer frisch geschlagenen Katana-Wunde, denn Jessi hat das Heimweh gepackt und sie eilt im Naruto Run zurück nach Hause. Wir nehmen an, der Manga-Fan meint damit den Grossraum Bern und nicht Shibuya.
Auch die Co-Ladies nehmen das freiwillige Ausscheiden ihrer Gummibärchen-Pizza-Vogelmama in seltener Einigkeit und kollektivem Trübsal auf. Dabei waren sie es, die mit ihrem Poolside Gruppensexvorspiel Jessi klar machen, dass sie hier wahrscheinlich im falschen Film ist. Andererseits: Offiziell abgewählt ist Jessi nicht. Vielleicht braucht sie daheim bloss ein paar Runden «Stardew Valley» zu spielen und kommt zum Schluss nochmals herbeigeeilt? Wenn diese Staffel nicht mit einem finalen Kuss zwischen Kenny und Jessi unter fallenden Kirschblütenblättern wegfadet, verlieren wir unseren Glauben an das Gute in dieser Welt und heulen wie am Ende von «Die letzten Glühwürmchen».
Diese Woche zudem ausgeschieden: Regischa, Yanika
Bye, Regischa! (Die hoffentlich für ihre Bemühungen zumindest einen «Best in Twerk»-Trostpokal mit nach Hause bekommt.)
Bye, Yanika! (Deren Hemmungen beim betrunkenen Bassin Bash umsonst einstürzten wie ein Jenga-Turm im Windkanal.)
