von Michael Rechsteiner
«Wo es keine Liebe gibt, gibt es auch keinen Verstand», haben wir einmal im Internet neben einem Bild von Fjodor Dostojewski gelesen. Sehr wahre (in dieser oder einer anderen Reihenfolge gesagte) Worte eines Schriftstellers, den die allermeisten Literaturhistorikerinnen und RTL-Pressetextverfasser als den «Original Bachelor» bezeichnen – bevor er dann zum «Ewigen Ehemann» wurde.
Willkommen also zum neuen Power Ranking des ewigen Bachelors. Einer Sendung, die auf 3+ auch dann noch laufen wird, wenn die Gezeiten den Gotthard längst zu Sand zermalmt und sich das Wasser von Nord- und Bodensee vereinigt hat. Denn wenn es etwas gibt, nach dem sich Menschen bis zum Ende aller Tage sehnen werden, dann sind es Liebe und neue Abonnenten auf OnlyFans.
In den kommenden zwei Monaten werden wir unsere sämtlichen schurnahlistischen Ressourcen darauf verwenden, die Reise des begehrenswertesten Kennys der Schweiz in die Arme seiner nächsten Ex-Freundin zu begleiten. Unser Verwaltungsrat nannte das eine «völlige Fehlprogrammierung unserer Prioritäten». Doch wir finden: In einer Welt, die sich gnadenlos wie Mikrowellenpopcorn erhitzt, reibt man sich am besten mit Butter ein. Was wir damit meinen? Keine Ahnung. Power Ranking!!
Der Bachelor: Kenneth «The Architect» Leemann
Nachdem scheinbar kein Sender mehr «Winnetou» im Programm haben will, zündet 3+ die Friedenspfeife und schickt eine weitaus zeitgemässere Solarium-Langmähne mit Cachet-Halsschmuck in die klebrigen Jagdgründe.
Auf dem TV-Schlachtfeld namens Liebe ist Kenny ein Veteran. 2019 liess der gelernte Architekt erfolgreich die Wände ums Herz von Bachelorette Andrina einstürzen und zog mit ihr nach Dübendorf, um gemeinsam die Katzen Coco und Jambo grosszuziehen. Nach vierzehn Monaten Beziehung war Schluss und bis heute hat man kein Kinderlachen mehr in Dübendorf gehört.
Anschliessend zog sich Kenny in ein thailändisches Kloster zurück und führte ein friedliches, abgeschiedenes Leben. Bis die Sendeleitung von 3+ mit einem Militärhelikopter neben seinem Ziegenstall landete und ihn für einen letzten Auftrag zurück an die Front holte. Besserwisser behaupten jetzt, das sei irgendwie der Anfang von «Rambo 3». Aber manchmal geschehen Dinge eben mehr als nur einmal.
Wenn Kenny nicht gerade mit seinem Zürich-Kreis-4-Starterkit (Haardutt, Rennvelo) nachdenklich von den Dächern einer Parkgarage blickt, tischt er seinen best Bros selbstgemachte KENcakes auf. Wer diese mit Industriezucker vollgeklebten Pfannkuchen länger als zehn Sekunden anschaut, muss sich in fünf Jahren einen Fuss wegen Diabetes abnehmen lassen. Einige Krankenkassen lehnen bereits Personen ab, die dem KENcakes-Account auf Instagram folgen.
In diesem Jahr sind es nur 14 Ladies, die sich für den Bachelor die Beine rasieren. Talk about Fachkräftemangel! Nichtsdestotrotz sind auch diesmal einige echte Contender (Kentender?) dabei:
Platz 1: Thalia
Wer eben noch gemault hat, dass wir lieber was über die Schweizer Musiklandschaft schreiben sollen statt über den Bachelor, muss diese Beschwerde zwischen zwei extra grossen KENcakes und mit einer Literflasche Flüssigschokolade runterwürgen: Thalia hat bereits zwei Songs veröffentlicht und das Musikvideo zu «Hay Thalia» vor der Toro Bar in Zürich gedreht, die gleich gegenüber von unserer Redaktion liegt. Das macht Thalia sozusagen zu unserer vecina. Trotzdem ist Thalia nicht hier, um ihre Musikkarriere zu promoten – sagt sie, steigt aus der Limousine und miniplaybackshowt ihren Sommerhit in spe.
Für ihre Performance kriegt Thalia zwar keinen Latin Grammy Award, jedoch schenkt ihr Kennito die First Impression Rose (oder FIMPRO, wie wir Insider sie nennen). Im Kreis der Konkurrentinnen angekommen, packt die 20-Jährige gleich mal ihre Autogrammkarten aus und verteilt sie in einem ab!so!fucking!luten Power Move unter den Ladies. Später stösst der Tapas-Bar-Superstar mit einem leeren Champagnerglas in der Runde an, weil sie offenbar bereits als Erste ausgetrunken hat. Same, amiga! Wir können uns nicht daran erinnern, wann wir das letzte Mal mit einem vollen Glas angestossen haben.
Platz 2: Jessi
In den vergangenen Wochen wurde viel darüber geschrieben, ob Männer namens Sven Dreadlocks tragen dürfen oder ob sie damit kooperativ geführte Stadtcafés in koloniale Besatzerforts verwandeln. Inmitten dieser angeheizten Debatte über kulturelle Aneignung sagt das Castingbüro vom Bachelor «Hold my Bubble Tea» und schickt den grössten Otaku ins Rennen, der jemals ausserhalb einer Fantasy Basel auf Schweizer Boden gesichtet wurde.
Wir sind immerhin sehr erleichtert, dass Jessi für ihr Japanisch bereits einige Eulen-Trophäen auf Duolingo erbüffelt hat und nicht spricht, als wäre sie Nathan Fielder im Bewerbungsgespräch mit einer asiatischen Stuntfahrerin. Ob das reicht, damit Ryu Ken zu ihrem Husbando wird? Ihre Co-Ladies machen zumindest nicht den Anschein, als hielten sie Jessi für einen möglichen Final Boss. Die Bernerin sieht aus, als hätte sich ein Charakter aus «Animal Crossing» an den Strand von «Dead or Alive Xtreme Beach Volleyball» verlaufen. Doch wir glauben, dass Jessi noch einige Asse im Ärmel hat. Auch weil sie die Einzige ist, die überhaupt Ärmel trägt.
Platz 3: Leonora
Wir hoffen inständig, dass die elfte Staffel von «Der Bachelor» rückwirkend nicht unbenannt werden muss in «Der Niedergang der jungen Jennifer durch die Verführerin Leonora». Die verwegene Luzernerin ist der Mephisto zum Faust ihrer Zimmergenossin. Als sich Jennifer ein Abendkleid fürs erste Treffen mit dem Bätschi aussuchen will, talkt Leonora so viel shit über die Auswahl, dass Jenni am Ende in den Unterhosen in der Limousine sitzt und selbst beim Aussteigen noch nicht weiss, was sie jetzt anziehen soll. Hält dieser diabolische Einfluss von Leonora weiter an, irrt Jennifer spätestens in der dritten Folge durch die Strassen von Bangkok und bettelt um Desomorphin.
Leonora tut ihren Teil zur Bekämpfung der globalen Erwärmung indem sie Kenny durch mitgebrachte Eiswürfel abkühlt. Dass dabei ausgerechnet eine berufstätige Barkeeperin ihre blutten Finger benutzt und nicht den Ice Scooper, ist ein Fall für die Gewerbepolizei Luzern und wir wollen uns auch gar nicht weiter in die laufenden Ermittlungen einmischen. Als zweites Mitbringsel hat Leonora dem Bätschi den bewährten «Gutschein für 1 Kuss» gemalt. Machen wir jeweils auch, wenn wir am Valentinstag um 19:58 im Blumenladen stehen und alle Sträusse bereits ausverkauft sind.
Platz 4: Sabrina, the one
Wären Schweizer Bachelorette-Kandidaten eine Subway-Sandwich-Stempelkarte, dann würde sich Sabrina gerne das zweite Feld beglaubigen lassen. In der RTL-Sendung «Are You The One?» (die wir noch nie gesehen haben, aber wir nehmen an: heisse Menschen in Badehosen und Seidenhemden lecken sich so lange gegenseitig ab, bis nur noch zwei übrig sind) bandelte die Österreicherin bereits mit Marko an, der 2020 vergeblich um Bachelorette Chanelle balzte. Eigentlich wollten wir uns etwas tiefer in diesen Reality-TV-Lore einlesen, doch bei der Promiflash-Schlagzeile «Sabrina und Markos Klo-Sex hatte Folgen!» verschwanden wir ganz langsam rückwärts im Nichts wie Homer Simpson in einer Gartenhecke.
Wären «Ken sucht seine Barbie»-Kalauer eine Subway-Sandwich-Stempelkarte, dann könnten wir sie bereits nach dieser Folge beim Off-Voice-Sprecher von 3+ einlösen. Wir aber wollen an dieser Stelle keinen «Als hätte man Margot Robbie auf Wish bestellt»-Witz machen, weil wir unsere «Auf Wish bestellt»-Witze nicht auf Wish bestellen.
Platz 5: Sabrina, the other one
Sind wir Salem, dessen Katzengras mit Alkohol gewässert wurde, oder warum sehen wir plötzlich zwei Sabrinas!?
Die Schlacht um Sabrina Supremacy ist schnell eröffnet, als Sabrina (the other one) Sabrina (the one) unterstellt, nur wegen dem fame hier zu sein. Bei «Der Bachelor» wegen dem fame mitzumachen, ist etwa so, als würde man bei McDonalds das Happy Meal mit einem Imodium nachspülen: Bevor du dir den Mund abgewischt hast, ist der fame auch schon wieder durch dich hindurch und hinten raus. Aber ok. Unsere Instagram-Zahlen sind Beweis dafür, dass wir sowieso keine Ahnung von fame haben.
Sabrina (the other one) ist Dentalhygienikerin und wird hoffentlich ein ernstes Wort mit Kenny über dessen Sirup-Verbrauch bei der KENcakes-Produktion haben. Doch eigentlich will sie lieber Polizistin werden und trainiert dafür, indem sie einen mit Schnaps gefüllten Flachmann bei sich trägt, als wäre sie ein abgebrannter Privatdetektiv aus den 1930er Jahren.
Diese Woche ausgeschieden: Niemand
Bereits vor der Abstimmung zur AHV-Revision ist klar: Alle diese Frauen müssen länger arbeiten. Der trennungsängstliche Kenny behält nach der ersten Episode sämtliche Ladies im High-Heels-Wettlauf. Alle durchatmen! Bis in einer Woche.