von Sascha Gala Mikic

Übersetzt heisst euer Name «die Baron:innen des Samstags». Wieso nicht die Adligen des Montags?
Faustine, grinsend: In einer Vorlesung an der Uni sprach der Professor das Thema Voodoo an. Dabei erwähnte er, dass eines der übernatürlichen Wesen aus dieser Welt Baron Samedi heisst und gerne Whiskey trinkt. Arnaud und ich sind zwar nicht wahnsinnig scharf auf Whiskey, aber dieses Magische im Namen gefiel uns trotzdem sehr. Der Punkt im Namen ist für die gendergerechte Schreibweise. Nicht nur, weil Arnaud und ich uns als gleichgestellte Teile der Band betrachten, sondern weil der Name dadurch alle miteinbezieht, denen unsere Musik gefällt.

Das Magische passt zu eurer Musik. Als würde man eine Samstagnacht schwebend durch die Lichter eines Indie-Clubs begrüssen.
F: Stimmt, wenn man unsere beiden EPs, die wir seit letztem Jahr rausgebracht haben, aneinander klebt, dann erlebt man die erste («Jeunesse Dorée») als den Beginn einer in Geräuschen, Tanz und Vorfreude durchtränkten Nacht. Sie ist ein wenig verspielter. Die zweite EP («Créature») hingegen ist etwas reifer und weniger aufgebacht – vielleicht vergleichbar mit dem Ende der Feier, wenn Melancholie den Heimweg begleitet.

Dieser Vergleich lässt unsere Millennial-Herzen schwer nostalgisch werden, denn euer Sound erinnert ans Schwitzen in Converse-Sneakers im Takt zum heimeligen Wummern geschmeidiger Electro-Beats.
Arnaud: Ha! Als wir vor kurzem in Paris waren und einen unserer ersten Auslandsauftritte hatten, war das Publikum tatsächlich voller 20- und 30-Jähriger. Kann schon sein, dass unsere Musik sie alle ans vergangene Jahrzehnt erinnert. Wir orientieren uns jedoch nicht «absichtlich» an diesem Musikstil. Unser Spielraum dehnt sich immer wieder in eine andere Richtung, sodass wir manchmal auch andere Einflüsse in unsere Projekte einbauen – zum Beispiel Rap. Wir lassen die Melodien so aus unseren Köpfen rausfliessen, wie sie uns gefallen. Ohne Versteifungen.

So wie eure Lyrics? Die sind etwas mysteriös und poetisch; kein Songtext versteift sich lediglich auf ein Thema.
A: Genau. Dies wiederum scheint unabsichtlich eine Absicht geworden zu sein. Wir erzählen gerne Geschichten über alles und vieles. An den Lyrics arbeiten wir gemeinsam und schicken einander Ideen über Inhalte, die entweder unser Leben beschäftigen oder ein Sentiment festhalten. Und wenn dieses Sentiment auf viele Ohren trifft, dann erfreut uns das sehr. Dies war zum Beispiel der Fall in Paris: Alle haben mitgesungen und kannten die Lyrics all unserer Lieder in- und auswendig. Das war echt ein bewegender Moment für uns beide und auch eines der besten Konzerte, das wir hatten.

Wenn euch Paris schon derart gefallen hat: Könnt ihr euch vorstellen, im Ausland zu leben und zu arbeiten?
Beide, dann A: Hmm. Vorerst noch nicht. Wir haben erst angefangen, uns als Band zu finden und entfalten. Es ist zwar super, dass wir bereits Auftritte im Ausland ergattern konnten, aber wir haben auch hiesige Verpflichtungen. Faustine zum Beispiel ist bis nächsten Sommer an ihrem Master-Studium dran. Zudem haben wir hier ein gutes Netzwerk aufgebaut auf welches wir uns verlassen können – zumindest in der Romandie.

Oh, sind wir Deutschschweizer:innen schwerer von eurem Charme zu überzeugen?
A, lacht: Man spürt schon, dass sich die Sprachgebiete unterscheiden und wir in der Deutschschweiz mehr Zeit brauchen werden, um anzukommen. Aber ich glaube auch, dass viele Leute auf eurer Seite der Schweiz sehr gerne französische Musik hören: Wir kriegen super Rückmeldungen nach den Konzerten, zum Beispiel als wir in Thun im Mokka auftreten durften. Wer weiss, vielleicht könnte man mehr Menschen erreichen, würden wir auf Englisch singen. Aber das ist nicht so unser Ding.

Apropos euer Ding: Wie kam es eigentlich dazu, eine Band zu gründen?
F: Arnaud hatte bereits zahlreiche Musikprojekte am Laufen. Vor Baron.e war er bereits in einer anderen Band, aber die Wege trennten sich. Er begann, solo in Bars und Cafés aufzutreten. Irgendwann einmal bemerkte er, dass er gerne jemanden hätte, der mit ihm singt. Und da wir uns bereits seit fast zehn Jahren kennen, ist er auf mich zugekommen. Ich habe einige Musiker in der Familie und habe deshalb früher oft gesungen, darum fiel es mir leicht, mich mit meinem Gesang diesem neuen Projekt zu widmen.

Angeblich sollen Freundschaften, die länger als sieben Jahre durchhalten, für ein Leben bestehen. Wie hat sich eure Freundschaft in der Zeit verändert?
F: Tja, obwohl wir uns während der Gymi-Zeiten kennengelernt hatten, war das Verhältnis damals doch eher oberflächlich. Erst als Baron.e entstand, wurden wir mehr miteinander vertraut und lernten einander wirklich kennen. Ist ja auch normal, man verbringt viel Zeit miteinander. Da kann es natürlich vorkommen, dass man sich wegen Uneinigkeiten oder Sorgen streitet. Doch dies schweisst uns ebenfalls enger zusammen, weil es eine Ehrlichkeit an den Tag legt, welche wir offensichtlich einander preisgeben können.

Hand aufs Herz: Ihr habt zwei EPs während einer Pandemie veröffentlicht. War das eine der Sorgen?
A: Klar, am Anfang war unsere Zukunft ungewiss. Wir bangten, dass uns die Regelungen des Bundes jegliche Pläne durchkreuzen würden. Aber hey, soweit so gut! Wir haben wirklich eine Menge Konzerte gespielt, vor allem im Sommer. Jetzt, wo der Winter kommt, können wir die Zeit nutzen, um uns der logischen Fortsetzung unserer musikalischen Abenteuer zu widmen: einem Album.