von Sascha Gala Mikic
Wer Schönes in der Ferne sieht: Blondie Snitch – «Long Distance»
Wer von euch schon mal in einer Fernbeziehung steckte oder gerade in einer steckt, weiss genau, welche Art von Melancholie, Herzschmerz, Wärme und Schönheit diese Art von Distanz hervorrufen kann. All diese Emotionen versucht der Basler Künstler Blondie Snitch in seinem Track zu verpacken und bringt diese dank einer fetten Prise Electro-Pop auf den Punkt. Aber keine Sorge, all diese Höhen und Tiefen sind ausgeglichen dank der futuristischen Klänge, die dem Track ganz viel Optimismus verleihen.
Wer dir einen Roadtrip-Soundtrack liefert: Tilia – «Healing Voice»
Für diejenigen unter euch, die nostalgisch Country-Pop Tracks wie Amy Macdonalds „This Is The Life” vermissen, ist hier gesorgt. Tilia nistet sich nach längerer Pause wieder in die Indie-Szene ein und tut dies mit einem sehr schönen Song, der sich an Elementen aus der alternativen Pop-Szene der 00er bedient. Es ist das perfekte Lied für die Heimfahrt neben Meeren und durch Berge hindurch. Oder im Gegenteil: das Lied ist ein schöner Begleiter auf deiner Aufbruchsreise in unbekannte Gegenden.
Wer den Wüstensand aufwirbelt: Reverend Beat-Man & Izobel Garcia – «Baile Bruja Muerto»
Manchmal gibt’s Tage, an denen man am liebsten in der mexikanischen Wüste in einem Saloon dreckigen und lauten Rock’n’Roll hören und dabei die Geister toter Gauner hervorbeschwören möchte. Für diese Tage haben der Reverend und Izobel den passenden Folk Noir Soundtrack geschaffen. Ursprünglich im Jahr 2019 veröffentlicht, ist er jetzt endlich wieder als Vinyl erhältlich. Beim Reinhören gilt also: Vorhang auf für ein Kopfkino der Superlative!
Wer alle Gefühle offenlegt: Anna Rossinelli – «Daddy Isn’t Home»
Es gibt viele Künstler:innen, die ihre Emotionen oder Schicksalsschläge durch Songwriting verarbeiten – so auch Anna Rossinelli. Hierbei verarbeitet sie den Verlust ihres Vaters und setzt dabei keine klaren Grenzen in ihrer Gefühlswelt. Aber Achtung: Wer hier eine Ballade erwartet, ist am falschen Ort. Man merkt, dass die Songwriterin auch manchmal hässig ist und sein darf. In diesem Song schafft sie diesem Sentiment den Freiraum, um sich auszutoben.
Wer Gesichter erscheinen lässt: Milena Patagônia – «Tu si»
„Tu si“ bedeutet im Serbokroatischen „Da bist du“ und soll in Milenas Track Menschen beschreiben, die einen immer wieder aus der Bahn werfen, wann auch immer sie entweder vor unserem geistigen Auge oder im echten Leben vor uns erscheinen. Die Bernerin Milena Patagônia verbindet dabei ihre weichen Vocals gekonnt mit einschlägigen Beats und zu einem eher langsameren Tempo, sodass auch wir in ihren Bann gezogen werden und an diese eine spezielle Person denken müssen. Darum sei gesagt: Zuhören auf eigene Gefahr!
Wessen Tristesse uns tröstet: Dennis Kiss – «Nebelfilm»
Manchmal sorgt Musik dafür, dir eine Hand entgegenzustrecken und zu sagen: „Hey, auch wenn du nicht mehr an dich glaubst, so tue ich es für dich, bis du wieder bereit dazu bist.“ Schön, gäll? Dennis Kiss widerspiegelt auf seiner neuen EP eine Tristesse, die in der norddeutschen Postmoderne ihresgleichen sucht, aber dabei auch nicht allzu deprimierend klingt. Man könnte wagen zu behaupten, dass in dieser Tristesse auch etwas optimistische Nostalgie schwelgt – so ähnlich wie die spätsommerliche Abendluft riecht, die man bei einem Spaziergang einatmet.
Wer einen rappelvollen Terminkalender hat: Dana – «Hype»
Dana ist richtig auf Zack, denn nach der Nominierung für den Swiss Music Award und einer Festival-Tour verkündet sie ein Doppelkonzert mit Jessie J und die Veröffentlichung ihres neusten Tracks. Die Pop-Hymne strotzt vor Power, die unter der Oberfläche brodelt. Zudem ist der Track gleichzeitig gefährlich und scheu sexy. Wird wohl nicht mehr lange dauern, bis Dana die Weltbühnen erobert.
Wer uns auch auf Französisch überzeugt: Evelinn Trouble – «Jamais»
Es ist eher Zufall, dass Evelinn Trouble ihren ersten Song auf Französisch veröffentlicht. Die Filmproduzenten des skurrilen Indie-Films „De Noche Los Gatos Son Pardos“ kamen auf Evelinn zu und baten sie, in letzter Minute einen Track für ihren Film zu schreiben. Was dabei entstand: Chanson-Queen meets Rock-Diva meets Vintage-Indie-Rock. Was für ein herrlich köstliches potpourri!
Wer den Sommer in die Verlängerung schickt: Didi & Nativ – «Hayat»
Manchmal tuts auch gut, alle negativen Nachrichten und Gedanken beiseitezulegen und sich mithilfe eines Feel-Good-Tracks an die Sonnenseite des Lebens zu begeben. Das gelingt Didi und dem Rapper Nativ sehr gut, nicht zuletzt auch durch die Kombination von Latin-Beats und Afro-Rhythmen. Wer also dem Sommer immer noch nicht den Rücken kehren kann, der muss es auch nicht tun.
Wer es ebenso bunt wie erfolgreich treibt: Seraina Telli – «Addicted to Color»
Zeitlosen Hard Rock, der mal im High-Energy-Rausch von der Bühne springt oder in stillen Balladen-Momenten das Feuerzeug in die Höhe streckt, präsentiert Seraina Telli auf ihrem zweiten Album. Die ehemalige Sängerin der Burning Witches setzt damit überaus erfolgreich ihren Solopfad vor: Just landete «Addicted to Color» auf Platz 1 der Schweizer Charts.
Wem der Groove ganz gut steht: Ladina – «Sweet»
In der Vergangenheit verzückten uns in dieser Rubrik bereits einige Releases der Zürcherin. Jetzt sind diese und weitere Tracks in der EP «Sweet» zusammengefasst. Der Release unterstreicht das grosse Talent von Ladina, aus intimen Gedanken grosse Popsongs zu stricken. Ganz besonders spannend wird es jeweils dann, wenn dabei Electro-Beats wie im Song «Haunt Me» losrollen.