von Sascha Gala Mikic
Wer auch in der Ferne in sich ruht: Pina Palau – „Closer“
Mit dem Release ihres letztjährigen Debütalbums begann für Pina Palau eine aufregende Zeit unter nationalem und internationalem Rampenlicht. Doch in ihrer neuen Single ruht die Singer/Songwriterin in poetischem Glück, lässt sich treiben vom Schicksal in stiller Erwartung. Eben ganz wie ein Drache im Wind oder eine Qualle im Ozean, wie sie im Song vorträgt. Ein wohltuendes Stück für alle, die der eigenen Seele eine auditive Spa-Behandlung gönnen möchten.
Wer seiner Kreativität keine Grenzen setzt: Sivilian – „Best Before“
Wenn man im Zeitlupentempo auf Rollerskatern seiner Jugendliebe entgegenskatet und dann gemeinsam zu einfachen Synthie-Klängen zu tanzen versucht, dann befindet ihr euch im neuen Solo-Projekt des Thuners. Als wahren Kreativkopf, der sich unter anderem mit Fotografie und dem Filmemachen beschäftigt, hat Sivilian in der Musik seine wahre Berufung gefunden. Vielleicht erkennt ihn auch jemand von euch, er ist mittlerweile im Finale der zweiten Staffel der „Sing It Your Way“ Talentshow zu sehen.
Wer den Rave loskickt: Sensu – „Fuse“
Die Electro-Produzentin aus Baden gönnt uns einen Vorgeschmack auf ihre neue EP, die im Sommer erscheinen soll. Die Drum’n’Bass-Einflüsse des Vorgängers „Numéro LDN“ treten etwas in den Hintergrund und machen einer straighteren House-Produktion Platz. Doch der melancholische Grundton wabert auch in „Fuse“ mit und macht den Track zu einem unwiderstehlichen Dancefloor Pleaser für hoffentlich so manche gut kuratierte Partynacht.
Wer die 90er neu aufmischt: Sirens of Lesbos – „Sweet Harmony”
Ja, auch wir mussten beim Titel an die 90er-Hymne von The Beloved denken und waren umso erfreuter zu hören, dass genau dieses musikalische Prachtstück von Sirens of Lesbos neu bearbeitet wurde! Die Zutaten für ihre Mische sind eigene Strophen, Rhythmen die auf einem Hintergrund aus Ambient, Drum’n’Bass und Slow Pop ineinander verschmelzen. Doch die Musik wirkt entspannter als der Text. Dieser ruft nämlich zum Widerstand gegen Demagogen, Rechtsextreme und Extremismus auf. Ein Mix, der zur dringend nötigen Harmonie aufruft.
Wer seinen Hörer:innen eine Pause gönnt: Osomo – „Side Trip Zeta“
Es ist die allererste Single des Musikers Simon Baumann unter dem Osomo-Banner. Das Konzept dahinter lautet „Ruhe wahren“. Viele von Freund:innen klagen über Stress im Alltag. Simons Antwort darauf ist Musik, die dich in einen Raum transportiert, in dem du deinen Gefühlen, Gedanken und Empfindungen den Platz verschaffst, der ihnen im Alltag versperrt bleibt. Somit wird dieses Album subjektiv verarbeitet und als Stress-Gegenmittel verwendet.
Wer uns hoffnungsvolle Trostlosigkeit schmackhaft macht: ADAYA – „Dandelion“
Eine Weile lang haben wir nichts von Adaya vernommen – aus gutem Grunde, denn sie verbringt viel Zeit, zusammen mit FAUN zu spielen. Doch nun ist ihr Solo-Projekt raus und es hört sich gar nicht wie FAUN an; nein, es erinnert viel mehr an melancholische Cowboy-Musik, welche in verstaubten Bars in winzigen Orten hinter einem orangenen Horizont gespielt wird. Aber hoffnungslos ist an der Szenerie nichts – dafür sorgt die Violine, die aus dem Ganzen etwas Neues und Kraftvolles heraufbeschwört.
Wer dem Rausch des Electro verfallen ist: CHAËL – „Dance To My Heart” feat. Mougleta
Findet ihr nicht auch, dass Musik berauschend sein kann? Chaël würde dem zustimmen. Genau so wie die Vielseitigkeit seiner Herkunft, so scheinen auch den Möglichkeiten seiner elektronischen Musik keine Grenzen gesetzt zu sein. Dabei leiht er oft Stimmen weiblicher Künstlerinnen aus, die sich perfekt in die Furchen seiner Beats hineinschmiegen.
Wer bereits wieder fleissig Musik herausspuckt: Elio Ricca – „Darling“
Der Name des Programms lautet „Retro“, denn auf diesem Gebiet sind Elio Ricca Spezialisten. Nicht lange ist es her, seit sie ihr letztes Album veröffentlich haben, somit ist es umso schöner, dass sie sich mit „Darling“ bereits wieder in den Startlöchern neuer musikalischen Reisen befinden. Mit im Gepäck sind diesmal ein positiver Vibe, Sprechgesang, sich in die Länge ziehende Beats und die nötigen Synthieklänge für ihren unverkennbaren Sound.
Wer eine Krise überstehen muss: The Rising Lights – „One Foot Out”
Die zweite Single der Pop-Rock Formation heizt unsere Gemüter im besten Sinne auf. Mit ganz viel Knall, Saus und Braus wird das Drama einer Beziehung, die zum Scheitern verurteilt ist, an den Tag gelegt. Lohnt es sich, zu bleiben? Ist man besser dran, der einstigen Liebe den Rücken zu kehren? Im Getöse The Rising Lights wird nach der Antwort gesucht und vielleicht könnt ihr diese finden.
Wer sich nicht für eines seiner Doppellleben entscheiden kann: Red Lily – „Lawyers“
Es ist der perfekte Song, den eine junge New Yorkerin (die, sehr realitätsfern natürlich, einen coolen Job und noch coolere Freunde hat und in einer Loft wohnt) spielen würde, wenn sie im Sommer auf ihrer Dachterrasse eine kleine vegane Fete schmeissen würde. „Lawyers“ macht Stimmung und erweckt in dir die Lust an ein zweites Leben – nämlich jenes, das nach 17 Uhr beginnt. Genau dieses Doppelleben wird auch im Song von Red Lily thematisiert und stellt somit eine wichtige Frage: welches der beiden Leben ist denn nun mein wahres?
Wer unsere quirrlige Kindheitserinnerungen aufwachsen lässt: Troubas Kater – „Karma & Kaviar“
Viele von euch werden sich bestimmt noch an die „Ohrewürm“-CD mit den blauen und grünen Ohrwürmern, die sich vor einem roten Hintergrund schlängeln, erinnern. Die Lieder vereinigten witzige und ernste Texte mit abenteuerlichen Melodien wie z.B. einem Hauch Reggae mit karibischen Beats, akustisches Gitarrenzupfen à la Mani Matter mit wilden Trompetensounds. Eine ähnliche Kombination an Texten und Melodien peilen Troubas Kater an, jedoch bildet das Zielpublikum Erwachsene, die ebenso kritisch über unsere Konsumgesellschaft denken, wie die Band selbst.