von Sascha Gala Mikic
Wer in uns den Wunsch aufkommen lässt, ins Tessin auszuwandern: Valentino Vivace – Autoradio
Zwar wird dieser Hit als Sommerlied vermarktet, aber, um die Wise Guys zu zitieren: «Sommer ist was in deinem Kopf passiert.» Mit anderen Worten: ob du im Winter Geburtstag hast und gute Mucke aufsetzen willst oder bei sonnigem Wetter die Pisten in Laax runtersaust, Valentino wird mit seinem Neo-Italo-Disco Sound die passende Begleitmusik darbieten. Inspiriert von diversen Musikgenren, die er während seines Studiums kennenlernte, verleiht der Tessiner seinen Liedern sprudelnde Energie – genau was wir brauchen, um den Winterblues zu bekämpfen.
Wer uns in ein Labyrinth steckt, aus dem wir nicht entkommen wollen: Casanora – The Blood Returns
Stell dir vor, du schaust dir den Film «Enter the Void» von Gaspar Noé so lange an, bis alle Farben, Gerüche, Sinne und Laute zu einem kosmischen Rausch zusammenkommen, aus dem du schlau werden willst. Es ist eine Erfahrung höheren Grades, die du durchmachst. Begleitet von der beruhigenden, wenn auch verzerrten, Stimme der jungen Bernerin mit italienischen Wurzeln, triffst du auf tief durchdringende Bässe und unklare, aber passend in einander schmelzende Töne.
Wer auf biologische und sinnliche Erkundungstour geht: Ay Wing – Bloodstream
Ays Debütalbum handelt von einer Einkehr zu sich selbst. Nach zahlreichen Körpertherapien hat sie gemerkt, wie sich Unsichtbares wie z.B. Emotionen im Körper verfestigen und dies zu Verkrampfungen führen kann. Somit musste sie sich selbst in all ihren Facetten neu kennenlernen und rekonstruieren. Ihre Klangwelt ist daher genau so bunt wie die Bestandteile ihres Körpers, sodass die Palette von R’n’B zu Synthie-Pop und Hip-Hop reicht. Mit anderen Worten: für jeden Körper ist was dabei.
Wer seine Gitarre erzählen lässt: Aaron Wegmann – Babylon
In der neuen Single sind es nicht nur Aaron Wegmanns Lieder, sondern auch die Melodie seiner Gitarre, die eine Geschichte erzählt. Es ist fast so, als wäre Bobbie Gentrys Singer-Songwriter-tum reinkarniert worden; aber diesmal erzählen die Songs nicht spezifisch von ihrem semi-tragischen Familienleben in den Südstaaten Amerikas, sondern von einer Vielzahl anderer Leiden und was diese in einem auslösen können – und zwar in der körperlichen Form von Aaron aus Winterthur.
Wessen Beat uns mitreisst: IRJA – Foot in the Door
Wie sind wir doch auf den Riff in «Papertrails» von Darkside abgefahren, weisch no? Tja, wir haben gute Nachrichten: Es gibt neue Riffs, die ebenso geil sind! Das Duo IRJA liefert eine Produktion, die ambitiös ist und stärkeren Fuss in der Welt Elektro-Musik fasst. Dabei werden toxische Beziehungen auseinandergerissen und neue Horizonte gefunden – immer zu einem vorantreibenden Beat, der dir mit dem Herz mitpulsiert.
Wer den Bankdrückern den Ball in die Hand drückt: Sinplus – Dark Horse Running
Wir haben unsere eigenen The Black Keys, juhui! Aber bei Sinplus handelt es sich nicht um Freunde, die gute Musik machen, sondern um zwei Brüder, nämlich Gabriel und Ivan. Und diesen fetzigen, feurigen, Rock Song widmen sie Menschen, die sich am Rande vieler Situationen bewegen: «[On] any given day, an underdog can rise up. Dark Horse Running is a song for the outsiders». Wenn ihr also einen Schuss Energie oder Mut braucht, um etwas zu Ende zu bringen, was ihr schon lange erledigen wolltet, unbedingt reinhören!
Wer den Regenbogen nach dem Regen bringt: Priya Ragu – Adalam Va!
Die Schweiz ist multikulturell. Das beschränkt sich nicht nur auf die vier Landessprachen und –gebiete innerhalb unseres kleinen Landes, sondern schliesst auch weit entfernte Kulturen mit ein – wie z.B. jene in Südindien. Priya ruft in ihrer Single auf: „Lass uns tanzen!“ Das fällt uns nicht schwer, denn die elektrisierenden Rhythmen und der feurige, helle Elektropop bewegt uns dazu, dunkle Tage hinter uns zu lassen. Und es wirkt!
Wer eine Reise zu den Sternen antreten kann: ZIAN – Life of Lies
Es ist immer wieder eine schöne Überraschung, wenn Pop-Songs eine gewisse Dynamik beherbergen. Die satte Stimme und treibenden Rhythmen haben diesen Release in die Sphären regelrechter Uptempo-Sensationen katapultiert. Wir prognostizieren, dass der Basler Künstler, gerüstet mit einem Swiss Music Award und Energy Award, die Schweizer Musikszene noch weiter mächtig aufmischen wird. Gut so, denn wie man seinen Texten entnimmt, hat er einiges zu sagen!
Wer uns in einem kreativen Limbo willkommen heisst: Lévinoque – Rush
Es wirkt fast so, als würde man an einer harmonisierenden Jam-Session teilnehmen. Das liegt vielleicht daran, dass die Basler Band einen Teelöffel unkonventionellen Jazz, eine Prise Minimalismus und einen Hauch Pop zusammen mischt und somit ein feines musikalisches Dessert zustande bringt. Dabei weiss man nicht so recht, ob die Melodie scheu oder extrovertiert, sentimental oder freudig ist. Aber genau diese Zwischenstufen entwerfen letztendlich einen authentischen Sound, den man sonst eher selten zu hören bekommt.
Wer mit dem Feuer spielt: Larry F – Solang die Musig Lauft
Wie der Track-Titel der Pop-Ballade verrät, scheinen alle Situationen im Leben bewältigbar, solange man sich Trost in der Musik suchen kann. Klar, auch in Sachen Liebe wird schon so manche:r ein schweres Herz gehabt haben. Aber wenn das Feuer der Liebe erlöscht (jaja, das hört sich bitzli schnulzig an, aber is‘ halt manchmal so im Leben), dann erwacht jenes der Musik umso eher. Und eines kann Larry F ganz gut: Kraft aus der Musik schöpfen.