von Sascha Gala Mikic

Wer unseren Astralkörper zu einer Reise einlädt: Annie Taylor – „Ride High“

Habt ihr das auch, dass ihr gewisse Songs mit einer Stadt in Verbindung bringt – auch wenn ihr selbst noch nie in dieser Stadt gewesen seid? Für die unter euch, die L.A. als Metropole musikalisch erleben wollen, werden in der neuen Single von Annie Taylor auf Anklang stossen. Sie vermischen einen Hauch pfiffigen Shoegaze mit Alternative Rock, der in den 90ern populär war, und verleihen diesem Cocktail jedoch eine Tiefe durch bewegende Lyrics. Das gelingt ihnen so gekonnt, dass man fast meinen könnte, die Band wäre tatsächlich aus den USA und nicht Züri City.

Wer unseren Hintern von der Couch bewegt: IKAN HYU – „run ⊳⊳“

Für die unter euch, die wirklich in der aller-allerletzten Minute versuchen, durch Joggen ein paar Pfunde für den Sommer loszuwerden, kommt dieser Track vom Duo IKAN HYU wie gerufen. Die Melodie ist nicht kompliziert, die Drums und das ständige Gitarrenstrummen sind ein bitzli Punk und geben somit den idealen Takt an für eine Flucht nach vorne ins kühle Nass der Schweizer Seen.

Wer sich anhört, als würden wir alle Gaspar Noé Filme gleichzeitig gucken: Benedikt Wieland – „Ocean“

Ist dies ein Konzeptalbum oder haben manche Instrumente unabsichtlich einen Schlaganfall? So oder so wirkt es, als wären wir ein Faden, der sich durch einen akustischen Teppich aus sechs Songs schlängelt und erkennt, dass Harmonien und Rhythmen auf ganz viele Arten und Weisen dekonstruiert werden können. Dabei kommen wir diversen Genres entgegen, wie zum Beispiel Ambient, Improv Jazz, Dark Pop und Electronica; wir sind überzeugt, dass Benedikt Wieland der Hans Zimmer für wunderbar skurrile Arthouse Filme sein könnte.

Wessen Herz wir gerne heilen wollen: Dennis Kiss – „Reclam“

Schicksalsschläge sind Schocks, auf die man sich leider nicht vorbereiten kann. Aber es ist möglich, diese zu verarbeiten. So tut es der Norddeutsch-Schweizerische Musiker Dennis Kiss um über das unvorhersehbare Ende einer Beziehung hinwegzukommen. Es fällt etwas schwer, dem Text zuzuhören, denn dieser beschreibt die Lähmung und Apathie, die mit dem Ende einer Liebe eintreffen, haargenau. Doch dafür tragen einen die elektrischen Gitarrenklänge wie ein sicheres Boot durch den tosenden Sturm aus verletzlichem Synthie und wütenden Drums um zu zeigen, dass am Horizont die Tage hoffentlich nicht mehr so grau sein werden.

Wer uns endlich einen Pokal nach Hause bringen könnte: Crimer & Valentino Vivace – „High Life”

Und sie beginnt, die Zeit der Sommerhits. Der erste, der sich als solcher vorstellt, ist aus einer Kollaboration zwischen Crimer und Valentino Vivace entstanden. Wir finden eigentlich, dass sie mit diesem Song die perfekten Kandidaten für die Schweizer Vertretung an der Eurovision sein könnten, denn der Track enthält alles: wüki uh viel Synthie, bissfesten Pop, Zweisprachigkeit (Englisch und Italienisch) und sehr tanzbare Beats. Sollen wir ihnen diese Idee pitchen? Hiermit getan.

Wer sich auf der Schwelle befindet: San Silvan – „Samba“

Ja, auch wir wurden dank des Songtitels mit einem Schlag in die 90er katapultiert und kriegen die Trompeten aus Bellinis „Samba de Janeiro“ nicht mehr aus dem Kopf. Aaaaber San Silvan (die eine oder der andere kennen ihn als Sänger und Gitarrist der Band Panda Lux) debütiert mit diesem Track als Solokünstler und liefert uns hiermit den zweiten vielversprechenden Sommerhit. Und was muss ein Sommerhit erreichen? Lebenslust, -wärme und -freude zu verbreiten – aber irgendwie scheint sein Song auf der Schwelle zu diesen Gefühlen zu sein. Wer ein explosives Tohuwabohu an positiven Emotionen und Instrumenten, die diese spürbar machen, erwartet, wird eher mit einer Vorfreude darauf getroffen. Doch Vorfreude ist die beste Freude, stimmts?

Wer eigentlich ganz robust und quirlig ist: morsch – „kein zurück“

Leute, die Schweiz hat ihre eigene Sleaford Mods Band, die aber sogar noch verrückteren Electro-Synthie-Indie-Punk macht als die Herren aus der UK. Die Idee für ihren Namen kam ihnen als sie feststellten, dass ihre Instrumente ab und zu mal knarzen und deswegen irgendwie „morsch“ sind. Aber das beeinflusst ihre Melodien nicht, denn diese springen herum wie Gummibälle und klingen fast genau so ironisch wie ihre Texte, die zum Beispiel einen gewöhnlichen Tagesablauf rezitieren. Somit etwas Frisches für eure Ohren!

Wer uns nicht alleine lässt: Elvett – „So Many“

Mit diesem Track kehrt das Duo Elvett zu ihren ersten Genre-Lieben zurück, nämlich Soul, Blues und Gospel und diesmal mit einer Message: Wir sind ihr und ihr seid wir und zusammen sind wir stark. Mit anderen Worten, niemand auf der Welt ist wirklich allein; wenn jemand wütend, hoffnungsvoll, traurig oder erfreut ist, dann wird dieses Gefühl geteilt – und wenn es kein positives ist, dann umso mehr.

Wer sich was Neues traut: Ladina – „Milestone“

Dieses Mal präsentiert sich die Musikerin von einer neuen Seite, denn „Milestone“ ist ihr erster happy Song. Es fiel Ladina bisher nie wirklich leicht, positiv gestimmte Lieder zu schreiben, bis sie einen wirklich schönen Moment erlebte: Während eines intimen Showcase auf einer Dachterrasse griff sie zur Gitarre und spielte ihre Songs, welche das Publikum in Staunen versetzten. Somit ermutigt dieses Pop-Lied seine Zuhörer:innen, sich etwas Neues zu trauen und Risikos einzugehen – wie Ladina mit diesem Lied.

Wer das Familienglück im Haus findet: GOD Y – „via garilli three”

Manche von euch werden bestimmt viele, wenn nicht sogar alle Ferien im Ferienhaus ihrer Familien verbracht haben und abenteuerliche und feine Erinnerungen an diese Zeiten haben. Das Soloprojekt von Manuel Clausen widmet sich genau daran, nämlich an die Erinnerungen, die er als junger Mensch im zweiten Familienheim gemacht hat. „Via Garilli Three“ kennzeichnet dessen Strasse und Hausnummer. Begleitet werden diese Erinnerungen von den sanften Pianoakkorden, die dort entstanden sind. Es ist ein sehr friedlicher und beruhigender Track, der, je länger er spielt, immer mehr Instrumente vorstellt und uns auf diese Weise auf eine Reise durch unsere eigenen Erinnerungen einlädt.