von Sascha Gala Mikic
Welche Schweizer Grossfusion uns begeistert: Odd Beholder & Long Tall Jefferson – „Alexander“
Die Aktionäre der Indie Swiss Music Scene Industries Global Tech INC. wippen begeistert mit der Fussspitze: Mit Odd Beholder und Long Tall Jefferson haben sich zwei absolute Ausnahmetalente zusammengefunden. Eine gemeinsame EP soll im Mai erscheinen. Bis dahin zwingt uns die Vorab-Single, ein unwiderstehlich funky Electro-Pop-Track, „Alexander“ auf den Dancefloor, so wie es der Protagonist im Song vormacht.
Wer nicht mehr so klein unter den Grossen ist: Tompaul – „Porto“
Könnt ihr euch noch an die Szene in Shrek erinnern, in der der Oger dem Esel erklärt, dass er so vielschichtig wie eine Zwiebel ist. Genau so sind auch Tompaul – äh, also, genau so vielschichtig. Wie eine Zwiebel, nicht wie Shrek. Denn ihre elektronischen Wellen halten locker mit denen der Grossen des Genres (z.B. Bob Moses oder Moderat) mit – aber mit einem eigenen Twist.
Wer mit uns in die Wüste fährt: Superdark – „Here It Comes”
Sie sind wieder da! Da die einzelnen Mitglieder mit parallelen (Solo-)Projekten beschäftigt waren, herrschte eine Weile Funkstille. Doch nun sind die jungen Zürcher mit viel Hall und psychedelischem Indie Rock zurück. Dabei erinnert die neue Single an etwas, dass Anton Newcombe produziert hätte, nachdem er eine Woche mit lediglich seiner Kreativität im Kopf in der Wüste die Sonne angebetet hätte. Und damit treffen Superdark den Nagel auf den Kopf, denn ab jetzt tun wir genau das – die Sonne anbeten.
Wer Black Excellence feiert: MATONDO – „Coco Butter Skin“
Die Geschichte der Kommerzialisierung schwarzer Frauen und ihrer Körper ist eine lange und traurige, geprägt durch Kämpfe an vielen Fronten. Diese Hektik spiegelt sich in diesem Lied wider, aber mit einem positiven Resultat. MATONDO schenkt uns eine Ode an die schwarze Frau und ihren (auf einer weltgeschichtlichen Zeitachse betrachtet) langen Weg zur Selbstakzeptanz und ihrem Sein. Dabei werden viele Genres gemischt – Trip- oder Hip-Hop trifft auf R’n’B trifft auf Synthie-Beats trifft auf einen Hauch Pop – und das sehr gekonnt.
Was sich Blackbeard anhören würde: Basement Saints – „Buccaneer“
Fans von Piraten der Karibik oder generell nautischem Humbug wissen vielleicht, dass der Songtitel im Deutschen so was ähnliches wie „Pirat“ oder „Seeräuber“ bedeutet – und der Name ist auch Programm. Es gibt Krach, es wird laut und die Basement Saints singen über Rum und Eskapaden. Richtig urchiger Rock’n’Roll weht frischen Wind in alle Totenkopfflaggen und in Richtung verrauchter Konzerträume. Arrr!
Wem wir nicht „Tschüss“ sagen wollen: Hallo Vera – Eso
Die Berner Synthesizer-Szene hat wieder einmal etwas Schönes und derart Neues zu bieten, dass wir den Geruch der Verpackung noch daran riechen: Hallo Vera hüpfen nämlich von der lokalen gleich auf die nationale Musikbühne. Das Pop-Duo lässt mit seinem flatternden Pop-Song unsere Pop-Tanzbeine schwingen und unsere Pop-Herzen höherschlagen – hoffentlich auch eure.
Wer sich nicht den Idealen anderer fügt: Caroline Alves – „Paper Thin“
Manchmal ist man in einer Beziehung, in welcher der andere Mensch versucht, dich zu verändern. In Caroline Alves‹ Fall handelt es sich um eine vergangene Beziehung, in der ihr Partner wollte, dass sie ihr Aussehen, ihre Religion und ihr Verhalten ändert. In diesem Song verarbeitet sie ihr Losreissen von dieser schmerzvollen Zeit. Dabei ist der Text sehr intim, während die Uptempo-Melodie und die Stimme hoffnungsvoll sind und bleiben.
Wer dir das Ende des Tages geschmeidiger macht: FINN TODAY – „Old Friend“
Und ein weiteres Elektro-Pop-Küken ist geschlüpft! Passend könnte dieser Song als Soundtrack einer Szene dienen, in der Menschen wie Eidechsen den Frost von Haut und Haaren in der Feierabendsonne und mit scheuen Apérols in der Hand schmelzen lassen. In FINN TODAYs Song schwelgt ein Hauch von Nostalgie mit, die uns an die letztjährigen Sonnenstrahlen erinnern. Schön, dass wir die Zeit überbrückt haben!
Wessen Monster sich nicht mehr unter dem Bett verstecken: ZID – „Monster“
Manchmal hat man Nächte, in denen man nicht zur Ruhe kommt und sich hin und her wälzt. Wir reden jetzt nicht von der Zeitumstellung, die uns alle eine Woche lang die Energie morgens aus den Adern gesogen hat, sondern von unruhestiftenden Gedanken, die man tagsüber verdrängt. Doch nachts suchen sie dich heim – wie damals die Monster unter deinem Bett. In einem Cocktail aus Pop, Rock und Rap verarbeitet ZID seine Ängste und Schwermut und zeigt, dass du auch nicht allein damit klarkommen sollst.
Wer eine klare Ansage macht: Ladina – „So What?“
Dieser Song knüpft dort an, wo Ladina letztes Jahr aufgehört hat. Damals lag Einsamkeit im Vordergrund, doch mit dieser ist jetzt fertig Schluss, Ende Gelände. Einsamkeit ist nichts schlechtes, denn man kann sich selbst auch genug sein. Ein Standpunkt, der im Zeitalter der ewigen Ablenkungen und notorisch erzwungenen Sozialisierungsmomenten sehr willkommen ist. Und wie verteidigt man diesen Standpunkt? Genau: mit mitreissenden Beats und mitsingbaren Hooks.
Wer den Sorgen „Gute Nacht“ sagt: Sascha Krucker – „Keine Phase“
Ihr kennt bestimmt den Film „Im Westen nichts Neues“, aber habt ihr schon von „Im Osten viel Neues“ gehört? Nicht? Na dann stellen wir euch hiermit den St. Galler Sascha Krucker vor, der auf Hochdeutsch und mit Pop-Balladen bewaffnet die Traurigkeit aus euren Köpfen und Herzen ausquetscht. Und dann nehmen dich sein beständiger Beat und Gitarre an die Hand und begleitet er dich auf deinen sorgenbefreienden Tagträumen.