Wer ein hochkarätiges Debütalbum geschürft hat: Giulia Dabalà – Gold

Vor zwei Jahren räumte die Sängerin aus La Chaux-de-Fonds mit ihrem Song «War Drums» an der M4Music Demotape Clinic die Preise «Pop» und «Demo of the Year» ab. Das Stück findet sich jetzt auch auf dem Debütalbum von Giulia Dabalà. Auch den sieben weiteren Kompositionen wohnt die gleiche sphärische Wucht inne. Giulias vielstimmiger Gesang und eindringliche Beats verleihen ihrem Darkpop eine tribalistische Qualität und eine fast schon heilig anmutende Schönheit.

Wer jeden DIY-Roboter zum Tanzen bringt: Elio Ricca – Fomo

Wir wollen jetzt nicht behaupten, dass der neue Song des St. Galler Duos dermassen groovt, dass er selbst Tote aufweckt. (Dazu müssten wir erst nachts mit einer Boombox auf den Friedhof.) Im grossartigen Musikclip wird aber immerhin ein suspekter Roboter nicht nur zum Leben animiert, sondern auch zum geschmeidigen Arschwackling gebracht. Wie die Story ausgeht? Wie meistens, wenn Roboter darin vorkommen: BLOOD EVERYWHERE! Bei uns dagegen: Schweiss überall, weil wir so heftig zu diesem Neonlicht-Rock-Volltreffer mitwippen.

Wer uns Honig um die Ohren streicht: Alas the Sun – Wild Honey Inn

Bereits im Februar waren wir wie verliebte Schulkinder nachdem wir Alas the Suns Single «Out for Something» hörten. Jetzt hat das Duo aus Nuria Thie und Sandro Raschle das komplette Album «Wild Honey Inn» nachgereicht und wir fühlen uns wie verliebte Schulkinder, die in eine Hüpfburg aus Zuckerwatte gefallen sind. Hinreissend locker-flockige Kompositionen und zart schmelzende Arrangements beschwören die besten Momente alter Belle & Sebastian Alben hervor und nehmen trotzdem ganz eigene Wege – an die Sonne, in den Sommer.

Wessen beschädigte Ware wir uns gerne ins Regal stellen: Moonpools – Damaged Goods

Ist es schon zu spät, um Wünsche für den Soundtrack zur letzten Staffel von «Stranger Things» anzubringen? Irgendwo zwischen Kate Bush und Slowdive sollte sich doch ein Plätzchen finden für die neue Single von Moonpools. Die Band aus Basel (die sich aus Mitgliedern von Acts wie Sheila She Loves You, Brainchild, Don’t Kill The Beast und Mastergrief zusammensetzt) liefert mit «Damaged Goods» ein temporeiches und eingängigses Stück Dreampop, das im Videoclip gleich noch mehr an Charme gewinnt.

Wer mit ganz viel Vergangenheit in eine neue Zukunft braust: Monotrone – 1

Apropos musikalische Gipfeltreffen aus Basel: Auch Monotrone setzt sich aus einer Allstar-Kombination zusammen. Ihre Mitglieder (Philippe Strübin, Thomas Baumgartner, Fran Lorkovic, Franky Kalwies) blicken mitunter auf 30 bewegte Jahre im Studio und auf der Bühne zurück – unter anderem als Teil von Gurd, Disgroove oder Undergod. Dementsprechend schnurrt das Debüt ihrer neuen Band Monotrone so laut und mächtig wie ein Rennmotor der Formula ROCK. Wir wollen Monotrone jetzt nicht als Supergroup bezeichnen. Aber: Diese Group ist super.

Wer trotz Split-Single keine halben Sachen macht: Kaufmann & Bahnhofbuffet Chancental – Easy Come, Easy Go & Lösche

Eine Doppelpackung Ostschweiz by the way of Indie Rock beschert uns dieser Release vom Bündner Songwriter (Reto) Kaufmann und jener musikalischen Vereinigung mit dem besten Bandnamen der Welt (keine Diskussion!), Bahnhofbuffet Chancental. Bereits deren im März veröffentlichte Single «Morn (Wird no viel schlimmer)» verblüffte mit der Erkenntnis, wie hervorragend Post-Punk-Verzweiflung und St. Galler Auto-Tune gemeinsam funktionieren. «Lösche» wiederholt das Kunststück und macht sich auch neben dem charmanten, beschwingten «Easy Come, Easy Go» ausgezeichnet.

Wer mit kristallklaren Klängen glänzt: Waters Blend – Shells

Was wir nach dem Lockdown vorzuweisen haben: einen abgebrochenen Griechisch-Kurs bei Duolingo. Was Djamal Moumene nach dem Lockdown vorzuweisen hat: ein Musikprojekt, dessen erster Output uns rundum verzaubert. Als Waters Blend begann der Mann aus Brugg während dem nationalen Hausarrest mit dem Komponieren und Produzieren von eigenen Songs. «Shells» ist eine tieftraurige und doch enorm zärtliche Meditation über das Ende von Liebe und der Suche nach Zugehörigkeit.

Wer uns auch ausserhalb der Weihnachtszeit besinnlicht: Argyle – Waves 

Wer seine Weihnachtsgeschenke jeweils mit Supercard-Punkten bezahlt, kennt wahrscheinlich bereits die Stimme von Argyle. Der gebürtige Schotte steuerte vor zwei Jahren mit dem Song «By Your Side» den Soundtrack zur Coop-Weihnachtskampagne bei. Jetzt folgt seine neue EP «Waves» und erneut wird uns ganz warm ums Herz. Der seit acht Jahren zwischen Zürich und dem Bündnerland wohnhafte Sänger hat eine Stimme wie ein wohliges Lagerfeuer und mit seinem sympathischen Singer/Songwriter-Pop ein für alle Jahreszeiten passendes Repertoire.

Wer jetzt ordentlich Knete macht: Batbait – Talk 

Die Claymation-Tradition in der Schweiz ist eine lange und sehr stolze: «Pingu» eroberte die Welt. Die YouTube-Parodien von «Pingu» ebenso. Und jetzt auch das Musikvideo «Talk» von Batbait. Den besseren Soundtrack als das «Mäg! Mäg!» eines unzufriedenen Pinguins hat der Clip zumindest schon mal. Der knackige Garage-Rocker des Quartetts passt denn auch hervorragend zur quietschbunten Filmästhetik und die dargebotenen Gruppentänze werden demnächst hoffentlich auf dem Indie-Dancefloor of your choosing aufgeführt.

Wer neue Töne in alter Sprache findet: Mattiu – Sur La Selva

Für viele von uns ist Rätoromanisch dieser Moment, wenn das Schweizer Fernsehen am Samstag für ein paar Minuten etwas komisch klingt. Welche Kraft und Schönheit in der vierten Landessprache steckt, wird aber in der Musik von Mattiu offenbar. Über cineastischen Kompositionen seiner EP «Sur La Selva» singt der 24-jährige Bündner mit eindringlicher Stimme Texte, die man nicht zu verstehen braucht, um sie zu fühlen.

Wer unsere Knochen zum Kribbeln bringt: Billie Bird – Électrique 

Die Sängerin aus Lausanne veröffentlicht demnächst ein neues Album und macht mit der Single «Électrique» schon mal ganz schön neugierig. Billie Birds Song handelt vom desaströsen Ende einer Beziehung. Doch statt musikalisch im Elend zu versinken, wabert und klimpert und…miaut!? die Komposition zu einem funkelnden Stück Pop.