von Dennis Kiss (Mischgewebe) und Desirée Oberlin (Rest)

Wer das nächste grosse Ding in Sachen elektronischer Tanzmusik sein könnte

Acht Uhr morgens auf dem Strand Floor irgendeines Festivals, wo müde FrühaufsteherInnen auf die menschlichen Überbleibsel vergangener Nacht treffen, dort würden Mel D und Bill B diesen Sommer wohl so manches Mal auf der Bühne stehen, existierten Szenen wie diese denn zurzeit. Nun ja, dann eben nächstes Jahr. Jung genug sind sie ja, die beiden aus der Ostschweiz, welche seit einigen Jahren nun bereits gemeinsam unter dem Namen Mischgewebe Musik machen. Und ein dickes Pflaster als Trost für die ausbleibenden Festival-Morgenstunden hat das Bündner Elektroduo auch zur Hand, nämlich ihr im Mai auf dem Zürcher Label Lauter veröffentlichtes Debüt-Album. Dieses trägt den Namen «Violet», und wird seiner botanischen Referenz auch gerecht, fühlt es sich doch in der Tat an wie ein psychedelischer Trip durch surreale Gärten und Blumenbeete.

Mal sanft, dann wieder cheeky und auf einmal voller Schmerz führt Sängerin Mel D mit ihrer von Facetten nur so sprühenden Stimme durch die fantastischen Landschaften von «Violet». Die schweren, teilweise kryptischen, und dabei durchweg einnehmenden Phrasen werden untermalt von Bill Bs benebelnden Instrumentalisierungen. Mit doppelter Dosis schickt dich das Duo in den zehn Songs auf «Violet» auf die Reise. Ob bombastisch-gross, lethargisch-schwer oder sanft-verträumt, Bill B und Mel D spielen ein Doppel in Perfektion, und lassen dabei Klangwände wie Efeu in die Höhe schießen. Ein Mischgewebe quasi, welches seines Gleichen sucht. Von Trip-Hop über Techno, bis hin zu Trance gibt es wenig, was «Violet» an elektronischen Genres vermissen lässt. Die großen Pop-Momente, die Mel D mit ihrer Stimme kreiert, und welche in den elektronischen Sphären ihr Gefilde finden, erinnern an Grössen wie London Grammar, Portishead oder HVOB.

Vergleiche, welche man nicht zu scheuen braucht und an welche sich Mischgewebe nach diesem Debüt wohl auch gewöhnen dürften. Sicher ist jedenfalls eines: Mischgewebe fangen gerade erst an und machen unglaublich viel Lust auf mehr. Mit «Violet» ist der erste Schritt in eine vielsprechende Karriere gemacht. Augen zu und gute Reise. Ob am Zugfenster nach irgendwo lehnend oder mit Turbo-Mate in den Sonnenaufgang tanzend.

HIER kannst du dir «Violet» anhören.

Wer uns UK-Vibes gibt

okNoah ist 21-jährig und kommt aus Bern, klingt aber wie der neueste Import aus dem Vereinigten Königreich. Er zaubert Indie-Dream-Pop vom Feinsten. Sein neuster Song «sort it out» erzählt davon, wie er einer seiner wichtigsten Schritte im Leben gemeistert hat: Die Transformation von Frau zu Mann. Der Song erzählt von Schwierigkeiten im Alltag und mit Beziehungen, die er immer wieder erlebt. Umhüllt wird die Stimmung dabei von einer leichten, verspielten Schwermütigkeit, die mit dem Besten des Genres mithalten kann.

HIER kannst du dir «sort it out» anhören.

Wer den Minimalismus zelebriert

Lord Kesseli kennt man eigentlich mit seinen Drums als Lord Kesseli & The Drums. Im letzten Monat veröffentlichte der Lord selbst aber ein Solo-Album, für das er sich alleine ans Piano gesetzt hat. Das Resultat ist «Tell Me When You’re Empty», ein Album mit acht Songs, bei denen man das ganze Herz von Lord Kesseli vor seine Füsse geschüttet bekommt. Es klingt gefühlvoll und minimalistisch und ist ein idealer Sound für all jene, die gerne Mal wieder in Melancholie baden wollen.

HIER kannst du dir «Tell Me When You’re Empty» anhören.

Wer musikalisch mal wieder ein Ass aufschlägt

Dennis Kiss & The Sleepers releasen nach und nach Songs ihres kommenden Debüt-Albums «Poco Bono». Dies erscheint zwar erst im Herbst, die Vorabsingles passen aber perfekt in die jetzige Jahreszeit und wärmen unser Gemüt. So auch der neue Song «The Zoo», ein geschmeidig-liebliches Stück Indie-Rock, zu dem man unweigerlich Mitwippen muss. Übrigens: Es gibt auch gleich ein Video dazu. Die Badner Jungs haben dafür die Wiese ihres letzten Musikclips kurzerhand durch einen Tennisplatz ersetzt.

HIER kannst du dir den Clip zu «The Zoo» ansehen.

Wer sich Zeit lässt für die grossen Gefühle

Biandapid haben im Jahr 2019 zum ersten Mal eine Single veröffentlicht. Nun, gut zwei Jahre später, folgt eine Zweite. Das gemütliche Tempo hat sich gelohnt: «Moving On» erinnert an eine Kombination aus James Blake, Flume und Bonobo. Das Duo bringt aber seinen eigenen Touch in das Ganze rein. In «Moving On» wird die Erkenntnis verarbeitet, dass eine Beziehung zu Ende geht – egal ob Freundschaft oder Liebe. Man setzt sich mit einem Meer aus Emotionen auseinander bis am Ende die Akzeptanz und die Einsicht gewinnt.

HIER kannst du dir «Moving On» anhören.

Wer uns einfach immer beaucoup begeistert

Es ist nicht das erste Mal und wird bestimmt nicht das letzte Mal sein, dass wir Französisch einfach als die perfekte Sprache für alle möglichen Songs anhimmeln. Das beweisen uns auch Barrio Colette. Ihren Song «Filles Garçons» haben wir dir bereits letzten Monat ans Herz gelegt, und informieren dich deshalb jetzt: Die EP ist da! «Amour de Vivre» nennt sich das neuste Werk des Genfer Garage-Pop-Rock-Trios und beinhaltet vier Songs, die ein hinreissendes Flair mit leichtem Retro-Tick verbreiten.

HIER kannst du dir «Amour de Vivre» anhören.

Wer mit uns eine Zeitreise macht 

Die Luzerner Indie-Post-Punk Band Laddermen tauchte im Februar zum ersten Mal mit der Debüt-Single «The Huntress Obeyed» auf. Zwei Monat später folgt nun der zweite Release «Welcome to the 20s». Auch dieser Song erinnert an Post-Punk, wie man ihn von Joy Division kennt.  Auch das dazugehörige Musikvideo besticht dabei mit perfekter Stilsicherheit. Wer mehr von den Laddermen hören will, muss sich dagegen noch ein bisschen gedulden. Das Debüt-Album der Band wurde zwar noch für dieses Jahr angekündigt, ein genaues Release-Datum gibt es aber noch nicht.

HIER kannst du dir den Clip zu «Welcome to the 20s» ansehen.

Wer uns einen Tritt in den Arsch in Richtung Tanzfläche gibt

Die Band Urges aus Zürich und Baden haben uns in der Vergangenheit schon häufiger mit ihren Singles verzückt. Im Mai gab es nun endlich ihr Debüt-Album «Never Gonna Change». Darauf zu finden sind elf Post-Punk-Songs, an denen beispielsweise auch Fans von Acts wie The Vaccines ihre Freude haben werden. Wird definitiv auf unserer nächsten Grillparty laufen, damit wir die Kalorien gleich wieder wegtanzen können.

HIER kannst du dir «Never Gonna Change» anhören.

Wer den Wave in uns wieder lostritt

Es gab da mal so eine Zeit, da schlugen wir uns jeweils den Mittwochabend im Zürcher Club X-tra um die frisch gepiercten Ohren, weil dann und dort gefühlt jede verlorene Darkwave-Seele der Schweiz über den Dancefloor schwofte. Die Single vom Zürcher Josip Tijan aka Thymian «Ponavlija Se», gesungen in seiner Muttersprache Kroatisch, würde sich dabei ausgezeichnet ins DJ-Set einfügen und ist ein atmosphärischer Vorbote auf das Album «Rhythm of Doubt», welches am 16. Juli erscheint.

HIER kannst du dir den Clip zu «Ponavlija Se» ansehen.

Auf wessen Texte wir nur neidisch sein können

Wir schlagen Steine zusammen, meanwhile wirft Tinguely dä Chnächt den Flammenwerfer an: Die Lyrics des Zürcher MCs übertrifft so schnell niemand in Sachen Poesie und Witz. Vor drei Jahren schuf er mit seinem Album «Calvados» einen der ganz grossen Releases im Schweizer Hip-Hop und bekam dafür unter anderem auch den Werkjahr-Preis der Stadt Zürich verliehen. Nun ist der Nachfolger «Zukunft» erschienen, auf dem Tinguely von DJ und Soundtüftler Reezm produziert wird und Gast-Features von Sulaya, Manillio, Stereo Luchs, Danase, Anna Luna sowie Noah Ferrari beinhaltet.

HIER kannst du dir «Zukunft» anhören.

Wer sich leider verabschiedet

Zwei Jahre nach ihrer Debüt-EP «Endless Summer» melden sich Raincoast wieder mit einem «Last Goodbye». Die Basler Jungs von haben sich schweren Herzens entschlossen, getrennte Wege zu gehen. Dies tuen sie aber nicht ohne nochmals eine Mini-EP zu veröffentlichen. Auf der selbstbetitelten EP «Raincoast» finden sich drei Songs, die für den gemütlichen Abend auf dem Balkon nicht besser hätten sein können. Ein schönes Abschiedsgeschenk.

HIER kannst du dir «Raincoast» anhören.