von Desirée Oberlin und Dennis Kiss

Wer zu Katastrophenfilmen hinreissende Musik findet

Hinter Odd Beholder steckt die Musikerin Daniela Weinmann. Mit ihrer neuen Single «Disaster Movies» hat sie direkt auch ihr zweites Album «Sunny Bay» angekündigt. Wie bereits auf ihrem grossartigen Debütwerk «All Reality is Virtual» führt die in Zürich stationierte Sängerin mit ihrem neuesten Track ihre politischen Statements weiter aus und erinnert uns mit «Disaster Movies» an unsere eigene Dekadenz und zerstörerisches Konsumverhalten, eingebettet in geschmeidigen Electro-Pop mit leicht nostalgischem Einschlag. Ganz grosses Kino und ganz grosse Vorfreude auf «Sunny Bay»

HIER kannst du «Disaster Movies» anhören.

Wer uns ein Album voller Entspannung liefert

Norwegen hat Ane Brun, wir haben Ursina. 2017 hat die Bündnerin Debütalbum «You Have My Heart» veröffentlicht. Vier Jahre später folgt ihr zweites Album «When I Let Go». Es ist ein Werk, dass stark an Ausnahmekünstlerinnen wie Feist erinnert und man dann hören sollte, wenn man einfach mal runterfahren möchte. Wunderbare Melodien treffen auf tiefgründige Texte und versetzen einen in eine Art friedliche Trance.

HIER kannst du dir «When I Let Go» anhören.

Wer sich nach langer Pause grossartig zurückmeldet

Silver Firs melden sich nach sechs Jahren zurück. Im Jahr 2015 haben die Berner ihre letzte EP «EP 1-3» veröffentlicht und einiges an positivem Echo eingeheimst. So wurde die Gruppe mehrmals von Bandcamp Daily hervorgehoben und in diversen Radios gespielt. Dann zog sich die Band etwas aus dem Rampenlicht zurück. Dieses sei jetzt aber wieder angeknipst. So melden sich Silver Firs nämlich mit einer ersten Single der neu angekündigten EP «Lake Hypoxia», die übrigens am 18. Juni erscheinen wird, zurück. Dazu liefern sie auch gleich ein wunderbar cineastisches Musikvideo, welches den gewohnt lässig-hypnotischen Sound der Band gekonnt einfängt.

HIER kannst du dir das Video zu «Now we see the beauty» ansehen.

Wer uns allein zu Hause tanzen lässt

Unser Favorite 80s Boi Crimer releast tröpfchenweise Singles seines kommenden Albums und wir sind langsam pflotschnass vor lauter Vorfreude! Sein Album «Fake Nails» wird zwar erst im Herbst dieses Jahres erscheinen, aber der zweite Vorab-Track lässt uns weiter aufhorchen. «Home Alone» kommt mit einem gemütlichen Groove daher, der dich trotzdem nicht stillsitzen lässt. Wenn wir wirklich home alone sind, dann gibt uns die Single wenigstens ein bisschen eine warme Umarmung.

HIER kannst du dir «Home Alone» anhören.

Wessen neuer Song uns ordentlich durchrüttelt

Die Zürcher Band Mono Void veröffentlichte 2019 ihr Debütalbum «Reflections». Nun folgt eine neue Single, die musikalisch am selben Stil anknüpft: Shoegazigen Post-Punk, der sich an Sci-Fi-Einflüssen orientiert. Das Resultat dieser abenteuerlichen Kombination ist laute Gitarrenmusik mit ganz viel Emotionen drin und entlädt sich im Song «Refuge» auf beeindruckende Weise.

HIER kannst du dir «Refuge» anhören.

Wer uns mit zarten Klängen verzaubert

Wie wir alle wissen, liefert uns die Romandie immer wieder wunderbare Musik. So auch Producer Organ Mug aus Lausanne. Dessen neuste Single «Intoned in the Distance” arbeitet mit zarten Klängen und einer genauso verzaubernden Stimme. Die knapp vierminütige Single versetzt einen in eine Art Märchenwelt, die man nicht mehr verlassen möchte. Der Song selbst nimmt aber seine Field Recordings, die aus Schlüsseln, Schrauberzieher und Fahrradglocken bestehen, als Metapher für eine maschinelle Welt. Der Track soll einladen, gemeinsam gegen den Wachstumszwang der Welt zu widerstehen.

HIER kannst du dir «Intoned in the Distance» anhören.

Wer sich Amors Pfeilen entgegenstellt 

Die Zürcherin Evelinn Trouble hat mit «Higher Love» die erste Single ihres kommenden Albums «Longin Fever», welches im Oktober kommt, veröffentlicht. Nicht nur in ihrer neuen Single, sondern auch im kommenden Album geht es um unsere Notwendigkeit zu lieben und geliebt zu werden. Dementsprechend singt Evelinn Trouble in ihrem neuen Song mit viel Herzblut über das höchste der Gefühle – auch wenn es uns manchmal in die Tiefe zieht. Musikalisch güxeln dabei Kolleginnen wie Aimee Mann und Tori Amos um die Ecke. Übrigens: Musikalische Unterstützung gibt es von Gina Été, deren erster Longplayer auch bald erscheint.

HIER kannst du dir «Higher Love» anhören.

Wer uns etwas nostalgisch werden lasst

Bei der neuen Single von Urges «Never Gonna Change» können wir nicht anders, als an eine Kombination aus The Libertines und Arctic Monkeys zu denken. Eine Kombi, die so manchem überaus schmecken sollte. Schliesslich versetzt uns der Song in eine Art sentimentale Stimmungslage, als wir noch in Chucks’n’Jeans um die Häuser zogen. Hach. Sollten wir dringend mal wieder tun.

HIER kannst du dir «Never Gonna Change» anhören.

Wer Französisch simpel hält

Barrio Colette sind drei Damen aus Genf. Im letzten Monat haben sie ihre erste Single «Filles Garçons» veröffentlicht und damit ein ganz schön eingängiges Stück Musik abgeliefert: Einfache Gitarren treffen auf einen unwiderstehlich fronsösischän Gesang, was einen Ohrwurm vom Feinsten ergibt. Ab jetzt lassen wir Barrio Colette auf alle Fälle nicht mehr von unserem Radar.

HIER kannst du dir «Filles Garçons» anhören.

Wer seine neue Trilogie spannend ankickt

Vor zwei (oder drei, wir haben im Lockdown völlig das Zeitgefühl verloren!) Jahren spielten Yet No Yokai vor einer RCKSTR-Party im Gonzo Zürich und verzückten uns dabei nachhaltig, 2020 gewannen sie die Demotape Clinic in der Kategorie Rock. Jetzt veröffentlicht das Trio aus Luzern den neuen Song «Aya», ein hypnotisches, fuzziges Rock-Leckerli, welchem demnächst zwei weitere Neuerscheinungen folgen sollen. Yesss pleassse!

HIER kannst du dir «Aya» anhören.

Wer in den Zwickmühlen der Spassgesellschaft sitzt

«Barceloneta, Hotel Vela!»: dröhnt es aus den zu vierzig Prozent-geladenen UE Boom-Boxen
durch ein schäbiges Hostel-Zimmer, welches seit Tag 1 der Abschlussreise nach Bier und
Schweiss riecht. Was zunächst nach Fernweh und postpubertärer Nostalgie klingt, entpuppt sich bei genauem Hinhören als Gesellschaftskritik mit Synth-Beilage: Ein Seitenhieb im Sommerhit-Kostüm, den die Winterthurer Synth-Pop Band Messina mit ihrer neuen Single «Barcelona» da serviert. Kritik am unreflektierten Hedonismus einer Gesellschaft, welcher die vier Jungs selbst angehören – und sich dessen auch bewusst sind. Umweltkatastrophen und Elend werden weggescrollt, dann doch lieber spontan mit EasyJet nach Barcelona fliegen und Sangria schlürfen. «Geht mein persönlicher Spass vor, oder die Gesellschaft? Wir kennen alle die richtige Antwort und trotzdem ändern wir nichts», seufzt Sänger Raphael Weidmann. Höchste Zeit also, in den Spiegel zu sehen, den Dir Messina hier entgegenstrecken.

HIER kannst du dir «Barcelona» anhören.

Wer einen Song For Us aus dem Ärmel schüttelt

Eigentlich wollte Waverer dir einen Song schreiben. Hat zum Glück nicht geklappt, stattdessen
kam dabei «A Song For You» heraus: Eine verträumt-verspielte Persiflage der Konvention, wie sie der junge Zürcher Songwriter unglaublich lässig aus dem Ärmel zu schütteln vermag. Waverer beobachtet, schmunzelt und dichtet. Das Ergebnis ist ebenso unaufgeregter wie smarter Bedroom-Pop mit einem Hang zu den Seventies. «A Song For You» kreiert dabei einen Vibe, der Bock auf mehr macht.

HIER kannst du dir «A Song For You» anhören.

Wer das Game ignoriert und deshalb punktet

Während im Deutschrap zunehmend Lukrativität statt Kreativität im Vordergrund steht, und Release Pläne mehr wiegen als Punch Lines, haut MC Koralle seine neue EP «Menschendenken» ohne große Ansage raus und macht damit klar: Er hat auf das ganze Game keinen Bock. Auch inhaltlich fehlt es der zweiten EP des Badener Rappers, welche er gemeinsam mit seinem DJ Stanco in Eigenregie aufgenommen hat, keineswegs an Attitüde und Prinzipien. Feuilletons würden womöglich von ‚eloquenter Rapmusik‘ schreiben, bekämen sie von alledem hier mit. Beruhigend daher, dass diese mit Diskurs Analysen zum Phänomen «Cloudrap» beschäftigt sind und den Untergrund Künstlern wie MC Koralle und Stanco überlassen.

HIER kannst du dir «Menschendenken» anhören.