von Desirée Oberlin
Hanreti erfinden sich mit jedem Album neu. So auch mit «The Afterdark». Mit vielen Synths wird die Geschichte einer Expedition in die Antarktis erzählt. Vermeiden es viele Bands, ihren gewohnten Sound auf den Kopf zu stellen, zeigen Hanreti dazu den Mut und machen es zum Programm. Ausdrückliches Ziel ist es aber gar nicht, wie uns Timo Keller erzählt: «Das passiert alles nicht absichtlich. Ich glaube es stehen immer andere Erfahrungen, Wünsche oder Spassfaktoren im Vordergrund. Deshalb passiert dies immer völlig unbewusst.».
Wenn das Lesen eines Buches zu Musik inspiriert
Die Ideen für den immer neuen Sound findet Timo meist spontan durch die Offenheit gegenüber neuen Dingen – vor allem auch neuen Instrumenten, die dann oft den Grundstein für ein neues Album legen. So auch mit «The Afterdark», wie Timo meint: «Das Album [The Afterdark] basiert hauptsächlich auf Synthesizer. Das hat dann den Grundtonus für das Album gegeben.» Hinter «The Afterdark» steckt aber auch eine Geschichte, die als loses Konzept fungiert: «Vor drei Jahren habe ich ein Buch gelesen über Sir Ernest Shackleton, ein Polarforscher. Das war mega interessant. Ich habe mich dann in diese Bildwelt und Unwirklichkeit der Antarktis verliebt. Gleichzeitig habe ich dann auch mit den Synthesizer-Pattern experimentiert. Das hat sich dann begonnen, zusammen zu verweben.».
Wenn Kauderwelsch zu Englisch wird
Die Idee im Kopf zu fertigen Songs zu machen, geschieht bei Timo Keller aber nicht allein. Seit drei Jahren arbeitet er für Hanreti nah mit dem freischaffenden Geschichtenschreiber Bela Rothenbühler zusammen. Auch für «The Afterdark». Timo macht einen ersten Entwurf für den Songtext und Bela arbeitet dann Timos Entwurf – der laut ihm halb Englisch, halb Kauderwelsch ist – aus. «Also ich weiss in meinem Kauderwelsch, dass es um jemanden geht, der auf einem Trip ist, weil er mit Pinguin-Bakterien vergiftet ist. Das ist im Entwurf schon drin und Bela verenglischt das dann fertig und versucht dabei phonetisch möglich nahe an meinem Kauderwelsch zubleiben» erklärt uns Timo.
Arbeiten auf drei Ebenen
Für Hanretis fünftes Album haben sich die Herren aus Luzern auch auf eine visuelle Komponente eingelassen und dabei mit verschiedenen Kollaborateurinnen und Kollaborateuren gearbeitet. Das inhaltliche und künstlerische zusammengehalten hat Isabelle Weber. Sie studiert Vermittlung in Kunst und Design. Der kurze Begleitfilm zum Album besteht aus drei Ebenen: eine reale und zwei virtuelle. Isabelle: «Die eine davon ist eine 3D-Animation, die ich vor allem gemacht habe. Das sind all die Landschaften, die man sieht. Dann gibt es nochmals eine Ebene, die Levi Keller gemacht hat. Aus einem VR-Programm abgefilmte Sequenzen, die dann die Avatare von Hanreti darstellen.»
Für das Endresultat bitte warm anziehen – den dieser audiovisuelle Trip, zu dem uns Hanreti einladen, wird dich so schnell nicht loslassen