von Nadine Wenzlick

Um den dicken, fetten Elefanten im Raum direkt aus dem Weg zu scheuchen: Ja, Eli Hewson hat einen ziemlich berühmten Papa, und zwar Bono von U2. «Natürlich kriegt man so einen Fuss in die Tür», weiss der Sänger der irischen Indie-Rock-Band Inhaler, deren Debütalbum «It Won’t Always Be Like This» am 9. Juli erschienen ist. «Viele Leute wollen deine Band hören, weil du der Sohn von Bono bist – aber andere haben genau deshalb Vorteile. Josh sagt immer wir arbeiten zehnmal härter als wenn es diese Verbindung nicht gäbe, weil da dieser Druck ist, es nicht zu vermasseln. Aber selbst wenn mein Vater einen anderen Beruf hätte, würde ich jetzt trotzdem hier sitzen. Musik ist einfach meine Leidenschaft.»

Ab ins Auto statt ins tiefe Becken

Wobei das nicht immer so war, denn Hewson hatte lange kein Interesse an Musik. «Wegen meines Dads», sagt er. Schliesslich will man als Jugendlicher unbedingt etwas anderes machen, als die Eltern. «Ich stand eher auf Lego Architecture und nerdige Sachen wie Videospiele. Zu meinem 13. Geburtstag schenkte meine Schwester mir dann einen Haufen Platten, darunter auch ‚Mellon Collie And The Infinite Sadness‘ von den Smashing Pumpkins. Als ich den Song ‚1979‘ hörte, wollte ich Gitarre spielen.» In seinen Schulfreunden Robert Keating und Ryan McMahon fand er zwei Gleichgesinnte, wenig später stiess Josh Jenkinson zur Band. Und dann machten Inhaler – berühmter Vater hin oder her – das, was junge Bands eben machen: Sie schlugen sich die Wochenenden um die Ohren, indem sie mit dem geliehenen Auto ihrer Eltern von einem Pub-Gig zum nächsten tingelten, um dort vor einer Handvoll Leute zu spielen. «Klar gibt es Bands, die direkt ein paar Songs aufnehmen, einen Plattenvertrag unterschreiben und ausverkaufte Shows spielen», so Ryan McMahon. «Aber wir wussten, dass wir noch nicht gut genug waren, um direkt ins tiefe Becken zu springen und mit Plattenfirmen zu sprechen. Also stiegen wir erst mal ins Auto und spielten sechs Monate lang so viele Shows, wie wir nur konnten.»

Melancholie in fröhlicher Verpackung

So fanden Inhaler ihren Sound. Er reicht von mit Synthies angereichertem, euphorischen Indie-Rock wie «My Honest Face» über das psychedelische «A Night On The Floor» bis zu dem kurzen Snippet «What A Strange Time To Be Alive», in dem Hewson eben jene Zeile wie ein Mantra wiederholt. Wobei die fröhlichsten Songs meist die melancholischsten Texte haben. «Das ist der Einfluss von The Smiths», grinst Hewson. «Ich mag es einfach, mit Kontrasten zu spielen. Wenn ein Song musikalisch fröhlich klingt und der Text auch gutgelaunt ist, dann fehlt etwas. Für mich muss da eine Dualität sein.» Im Grossen und Ganzen handelt «It Won’t Always Be Like This» vom Erwachsenwerden. Davon, den Weg manchmal vielleicht aus den Augen zu verlieren, am Ende aber doch wieder zu sich zu finden. «Wir wollen aber niemandem etwas vorpredigen», so Hewson. «Ich will kein Präsident sein oder so. Ich will in einer Band spielen und Spass haben. Es sind einfach meine Beobachtungen.»

Aufbruchstimmung in schweren Zeiten

Der Titel des Albums spielt übrigens auf die vergangenen 15 Monaten an. Die Karriere von Inhaler hatte dank einer Reihe erfolgreicher Singles und zahlreichen Shows, unter anderem im Vorprogramm von Noel Gallagher, gerade Fahrt aufgenommen, als die Welt im März 2020 in den Lockdown ging. Während Inhaler ihr Album also via Zoom-Songwriting-Treffen und Quarantäne-Aufnahme-Sessions zu Ende stellten, kam ihnen immer wieder der Titel ihrer 2019 veröffentlichten Single in den Sinn, den man ungefähr so auslegen darf: Egal, wie scheisse es gerade sein mag, alles geht vorbei. Eine Erkenntnis, die man durchaus als Botschaft des Albums auslegen darf. «Da ist ein Gefühl des Optimismus auf dieser Platte», bestätigt Hewson, «und der Song ‚It Won’t Always Be Like This‘ ist der Hauptimpulsgeber dafür.»