Die Lieder von Jungstötter sollten vorzugsweise in leidender Pose auf einer Ohnmachtscouch angehört werden. Bonuspunkte wenn man dabei ein Glas Rotwein umkippt. Doch für seinen Auftritt im Zürcher Bogen F am 17. Mai darf man sich die famose Grandezza des Wahlwieners auch mal im Stehen antun.
Die enigmatische Stimme von Fabian Altstötter machte bereits in seiner alten Band Sizarr den feinen Unterschied und bescherte der Gruppe internationalen Erfolg. Nach deren Auflösung im Jahr 2016 entschied sich der Sänger für eine Solokarriere unter dem Pseudonym Jungstötter. Mit seinem Debütalbum «Love is» beerdigte er den elektrifizierten Indie-Sound seiner bisherigen Karriere. Stattdessen fasste er den Schwermut zur Veränderung und schuf ein reduziertes Meisterwerk aus Avantgarde und Jazz.
Dem Triumph folgte eine persönliche depressive Phase. Doch auf diese auch ein kreativer Befreiungsschlag: Im vergangenen April veröffentlichte Jungstötter mit «One Star» sein zweites Album. Fans von Herren wie Nick Cave oder Scott Walker dürfen sich dabei die Hände reiben. Aber auch das Genie von Anja Plaschg (aka Soap&Skin) schimmert durch, die Altstötter als Lebenspartnerin und Muse zur Seite steht.
Der Sommer mag kommen, doch mit «One Star» verdunkelt sich die Sonne. Mal wummern und scheppern die Songs («Burdens») wie eine Geisterstunde. Dann wieder ergibt sich der Künstler einer zärtlichen Verzweiflung («My Fear Is But a Looting Game»). Doch egal in welchem Extrem Jungstötter gerade dirigiert, jedem Song wohnt eine dunkle Erhabenheit inne, der man sich nicht entziehen kann – live erst recht nicht. Tickets für das Konzert sind HIER erhältlich.