von Michael Rechsteiner

«Swissploitation» beschreibt für einmal nicht das Geschäftsmodell von Nestle. Es ist das Filmgenre, das sich die Produzenten von «Mad Heidi» aufs Banner geschrieben haben. Heimatfilm clasht Grindhouse-Kino. Blut spritzt, Fondue auch. Bill ist gekillt, aber Meili muss erst noch gemeuchelt werden. In untalentierteren Händen hätte das Ergebnis arg peinlich ausfallen können. Doch «Mad Heidi» ist ein grosser Spass, ein gory spectacle.

Die Regisseure und Drehbuchautoren Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein erzählen die Geschichte der Heidi so, wie sie Johanna Spyri ursprünglich im Sinn hatte, bevor ihre lahmarschigen Verleger kalte Füsse bekamen: Der faschistische Laktosediktator Meili (Casper Van Dien) überschwemmt mit seinem minderwertigen Käseprodukt die Schweiz und merzt brutal die Konkurrenz aus. Darunter auch den Geissenpeter (Kel Matsena), der von Meilis Gango Kommandant Knorr (Max Rüdlinger) auf dem Dorfplatz hingerichtet wird. Heidi (Alice Lucy) schwört Rache. Doch erst muss sie aus dem verschwitzten Frauenknast entkommen, bevor sie einen Volksaufstand anführt und Meilis Soldaten mit Löchern durchsiebt bis sie aussehen wie Emmentaler mit Erdbeerkonfi.

Tarantino meets Toblerone

Das ausgerechnet die Schweiz einen so ballernden und schillernden Fünf-Sterne-Trash in die Welt bettet, mag nur auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Eigentlich holt «Mad Heidi» den Weltmeistertitel des Exploitation-Films nur endlich wieder zurück ins Land. Der Glarner Filmproduzent Erwin C. Dietrich pumpte während 30 Jahren mit Kollaborateuren in ganz Europa  Mach- und Krachwerke wie «Eine Armee Gretchen» (1973), «Mad Foxes» (1981) oder, ehm, «Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill» (1970) aus den Kameras. Dietrichs Lebenswerk inspirierte spätere B-Movie-Cineasten in die A-Liga wie Quentin Tarantino. Und jetzt auch die Landsmänner Hartmann und Klopfstein.

Um ihren Traum wahr werden zu lassen, starteten die beiden Berner eine gewaltige Crowdfunding-Kampagne. Drei Jahre dauerte der Kraftakt, welcher 538 Investoren aus 19 Ländern und die nötigen 2 Millionen Schweizer Franken zusammenbrachte. Gut ausgegebenes Geld: Prächtige Landschaftsbilder reiben sich gegen grobkörnige CGI und Special Effects. Ganz Tarantino-like wird auch die Karriere eines alten Hollywood-Schlachtrosses wieder in den Galopp gebracht: Casper Van Dien («Starship Troopers», «Sleepy Hallow») scheint für die Rolle des Despoten in Badeschlappen einen Auffrischkurs in der «David Hasselhoff School of Acting» belegt zu haben und hat sichtlich die Gaudi seines Lebens.

Diese überträgt sich auch aufs Publikum. Bei der Premiere am diesjährigen Zürich Film Festivals war der Jubel gross, als der Abspann über die Leinwand flimmerte. An internationalen Filmfestivals wurden bereits erste Preise abgeräumt. Wenn die FIFA das Image der Schweiz in den Dreck geworfen hat, zieht es «Mad Heidi» mit der Hellebarde wieder heraus.

(Unsere Wunschliste für die nächsten Swissploitation-Filme: «Schellenursli in the Hills That Have Eyes», «Papa Moll: Vampyros Lesbos Hunter» und «Glòbi, or the 120 Days of Sodom»)

(Für alle drei haben wir innerhalb von vier Tagen ein komplettes Treatment fertig, call us!)