Wer ganze Kontinente verbindet

Wir wollen hier jetzt nicht full Wirtschaftsnews gehen. Aber man hat zuletzt ja ganz schön viel von der globalen Lieferkettenkrise gelesen und warum deshalb das Geburtstagskind in Münchenstein die PlayStation aus Malaysia nicht rechtzeitig bekommt. Nach wie vor einwandfrei funktioniert dagegen der Freihithandel zwischen Kenia und der Romandie. So hat die Sängerin, Percussionistin und Rapperin Muthoni Ndonga aus Nairobi mit dem Schweizer Produzenten-Duo GR! und Hook das Album «River» produziert. Die 13 Songs von Muthoni Drummer Queen bringen poppige Eingängikeit und afrikanische Traditionen unter ein Trommelfell. Spiritualität wird dabei nicht nur fit für den Dancefloor gemacht, sondern in ein zeit- und grenzenloses Kunstwerk gegossen.

Wer uns aus England einen Postkarten-Hit schickt

Bei dir türmt sich Industrieabfall und du willst ihn gerne loswerden? Dann empfehlen wir dir die Zingg AG in Tübach, SG. Bei dir türmt sich schlechte Laune und du willst sie gerne loswerden? Dann empfehlen wir dir die Single «LA» von Zingg in Notting Hill, UK. Der blutjunge/brandneue Rapper aus Basel hat uns aus seiner englischen Wahlheimat einen ziemlich mirakulösen Track beschert, dessen Produktion und Flow so scheint, als würde er schon seit Jahren ganz oben mitmischen.

Wer uns zweisprachig die Fresse poliert

Als uns das neue Album von The Monsters erreichte, sind wir fast vom Stuhl gefallen. Einerseits vor überraschter Entzückung, weil diese Band auch nach 34-jährigem Bestehen noch immer Releases raus pustet («You‘re class, I‘m trash» ist der inzwischen 9. Longplayer). Andererseits weil man bei den Songs von The Monsters generell von sämtlichen Sitzflächen geschleudert wird: Der Garage Arschkick Rock der Berner treibt dir garantiert den Teufel aus. Und dann wieder rein. Für das slowenische Label Slovenly Records wurde das Album übrigens auch in Schweizerdeutsch eingespielt weil fuck you, that‘s why.

Wer uns Nivea aufs Herz schmiert

Unter dem Pseudonym Haubi Songs leistet Nick Furrer ganze Arbeit. Jetzt hat der Luzerner sein viertes Album «100 Siite Heartbreak» veröffentlicht. Brillant getextet wischt der Longplayer mit dem Indie-Pop-Swiffer die Scherben einer Beziehung auf. Klingt dabei von Track zu Track sexy und traurig, nachdenklich und ausgelassen. Immer aber: pointiert und hinreissend sympathisch.

Wer sich auf die Power der Flower beruft

«Blumen» für eine Welt, die noch immer permanent den eigenen Untergang am düngen ist: Panda Lux haben unsere prekäre Lage erkennt und ihr mit dieser Single einen perfekten Soundtrack geschaffen. Dazu heben die Rorschacher nicht den Zeigefinger, sondern haben ihren Daumen am Puls der Zeit und selbstverständlich das gewohnte Händchen für spannenden Indie-Pop.

Wer dem eigenen Ego absagt

Im freien Fall vom «Ego» weg: In der dritten Single ihres geplanten 4-Song-Zyklus zelebriert Ay Wing das loslassen und neu anpacken der eigenen Selbstverständlichkeit. Ein guter Rat, den wir schon mal auf unser Mood Board für die Neujahrsvorsätze 2022 heften. Geschmeidige Beats und die warme Stimme der Zugerin geben dem Song eine zusätzliche Behaglichkeit – ideal zur Jahreszeit.

Wer zum zweiten Gipfel aufbricht

Wir haben bekanntlich wenig Ahnung von Gartenbau, dafür aber von mittelmässigen Metaphern: Was The Gardener & The Tree auch anbauen, es gedeiht und gedeiht und gedeiht. Die speziell auch im Ausland erfolgreichen Schaffhausener haben mit «Intervention» ihr zweites Album veröffentlicht und es ist wieder jener optimistisch rumpelnder Indiefolkpop, den man zu Beginn einer langen Wanderung anklickt, um es bis ganz nach oben zu schaffen.

Wer keine grossen Vorbilder scheut

Letzten Monat herzten wir das neue Album von Malummi, jetzt entzückt uns das Debüt von deren Drummer Alon Ben aka Luna Oku. Der Junge hat einen Lauf. Einen Lauf hat dieser Junge! Auf «Figment» spürt der 23-jährige Basler mit seinen wunderbar verhuschten Kompositionen ähnlichen Klangwelten wie Radiohead oder Deerhunter nach. Nichts, womit man eine Rollschuhparty starten könnte, aber ideal für Nächte, die einem nicht einschlafen lassen.

Wer hoffentlich noch grosse Wellen schlagen wird

Yverdon-les-Bains ist dermassen nahe am Wasser gebaut, sie haben es sogar im Ortsnamen stehen. Von dort kommen auch Stain of Light, deren emotionale Debütsingle «Same» ebenso einige Tränchen wegdrücken könnte. Das Duo aus Natacha Nicod und Lucien Naclerio hat ein zärtliches Stück Indie-Pop geschaffen und macht enorm neugierig, was da noch alles von Stain of Light angeschwemmt kommen könnte.

Von wem wir uns nicht trennen wollen

Wäre Schlussmachen eine Aktie, dann würden wir jetzt zum Kauf raten. Denn Namaka haben mit ihrem Debütalbum «Restore» den perfekten Soundtrack dazu geschaffen: basslastige Herzschmerz-Musik, die mal zittert und mal faucht, dabei aber immer berührt. Das Zürcher Electronica Duo widmet sich der komplexen Gefühlsbandbreite einer Trennung mit ebensolchen stilistischen Mitteln und schafft dabei doch ein rundes, hoffnungsvolles Kleinod.