Wer den Sommer musikalisch verlängert

Bevor es überhaupt in die Welt kam, ist das Debütalbum von Malummí bereits ordentlich weit gereist. So entstand «Blood» unter anderem in Brasilien, Italien und Kroatien. Am Ende ist das Trio um Sängerin Larissa Rapold wieder in Basel gelandet und hat acht Songs voller Neugier, Weisheit und Schönheit mitgebracht. Die ganz grossen Themen – Natur, Familie, unsere Rolle im Universum – werden in zärtliche Kompositionen gebettet. Wellen scheinen zu rauschen und der Gitarrenlack glänzt in der Sonne. Also schleich dich mit deinem Pumpkin Spice Irgendöppis und schwelge mit dieser Schönwettermusik, die keine kleinen Abgründe scheut.

Wer The Art of Mundart meistert

Seit 14 Jahren macht die Zürcher Band The Legendary Lightness sehr, sehr gute Musik. Bis jetzt hatte sie es nur noch nie auf Schwiizerdütsch gemacht. Mit dem neuen Album «Bis doch froh» hat sich das jetzt geändert und wir sind nicht nur froh über diesen Schritt, sondern finden: Shit, hätten gerne auch früher damit anfangen können. Die neun Songs, musikalisch raffiniert und abenteuerlich irgendwo auf dem Spielplatz zwischen Alternative Pop und Indie Rock, bekommen durch die Mundart-Texte eine zusätzliche Nahbarkeit, die The Legendary Lightness ausgezeichnet steht.

Wer sich nicht zwischen Nizza und Bümpliz entscheiden kann

«Wo gehn wir?» ist eine Frage, die man sich jetzt endlich mal wieder stellen kann und nicht mehr länger nur mit «zum Kühlschrank» beantworten kann. Die Band Mehltau aus Luzern bringt im gleichnamigen Song dieses Aufbruchsgefühl zwischen grenzenlos und orientierungslos eingängig auf den Punkt. Musikalisch insbesondere all denen zu empfehlen, die ihren Krautrock gerne etwas straight nach vorne rockend serviert bekommen.

Wer sich den Schmerz von der Soul tanzt

Ok, ok. Das Wortspiel da oben ist nicht wirklich gelungen. Was wirklich gelungen ist: Die neue Single von Emilia Anastazja. «Mistaken Love» ist ein elegantes Stück R&B-Pop, das seine Kraft aus der umwerfenden Stimme der gebürtigen Baslerin schöpft. Nicht nur in ihrer aktuellen Wahlheimat England warten renommierte Medien bereits gespannt dem Release ihrer Debüt-EP «Flower House» im Dezember entgegen und wir finden: Ey lads, count us in!

Wer zum Klavierspielen in die Wüste geht

Hey, Sergio Leone! Wo bleibt dein Telefonanruf an Yes It’s Ananias? Seine neue Piano-Komposition «The Third Era» wird nämlich von einem Video begleitet, dass sich ausgezeichnet in einem deiner Filme machen würde, Herr Sergio Leone! Zart, mystisch, erhaben fliessen die Töne von Hand und fesseln damit das Publikum. Wir sind auf alle Fälle hin und weg und Sie sollten das auch sein, Sergio Leone! Wie bitte? Sergio Leone ist seit über 30 Jahren tot? Nun, ok. Wir nehmen trotzdem nichts davon zurück warten gespannt auf weitere solcher Traummelodien von Yes It’s Ananias.

Wer uns Zigaretten auf den Dancefloor zurückwünschen lässt

Selbst die elektrische Zahnbürste von Ian Curtis könnte an ihrem besten Tag nicht so Post Punk klingen wie es OGMH gelingt. Die Band aus Kreuzlingen hat auf ihrer EP «Die or Die» den Sweet (but oh so sad!) Spot zwischen banger Goth Grandezza und tanzbaren Dark Wave Synthies gefunden. Die fünf Songs machen beste schlechte Laune und sind der ideale Soundtrack, wenn du im Migros dressed all black in der Ecke stehst und Leute als Konformisten beschimpfst, weil sie ihre Bananen auf die Gemüsewaage legen.

Wer uns mit innerer Ruhe volltankt

Spätestens als sich im «January Song» das zarte Flötenspiel materialisiert, müssen wir uns kurz abtasten und sicher stellen, ob wir noch in irdischen Sphären verweilen oder bereits eine höhere Existenzstufe erreicht haben. Wir würden Nebnos neues Album «Low Skies» gerne als mystisch bezeichnen. Aber wir haben auch schon mal Kartoffelsalat bei einem Sonnenuntergang als mystisch bezeichnet, also wird dieses Wort der geheimnisvollen Majestätik dieses Werks nicht mehr länger gerecht. Der meditative Dream Pop der Zürcher Sängerin entwickelt einen hypnotischen Sog, der noch lange nach dem Closer «Wave» nachwirkt.

Wer perfekte Atmosphäre für diese Tage schafft

Intime Gedanken in epischem Klang: Auf der neuen EP «Silent Violent» breitet Hilke atmosphärischen Electronica als Kulisse aus für eine berührende und persönliche Geschichte über Identität und Vorurteil. Zur Hand gehen dabei auch Odd Beholder, Gregory Frateur und Frank Powers. Das Resultat sind sieben schillernde, eindringliche Songs – mal vertrackt wabernd, mal treibend kämpferisch und manchmal sogar tanzbar. Perfekte Musik für alle, die jetzt wieder öfters im Dunkeln auf den Bus zur Arbeit oder Schule warten müssen.