Als Rockmusik noch kaum laufen konnte, tanzte sie bereits auf einer Spielweise, wo Geschlechterrollen durcheinander gewirbelt wurden. Little Richard sorgte für einen Urknall, aus dem sich «Cosmic Dancer» T.Rex und David Bowies Spiders from Mars formten. Zu Beginn des neuen Jahrtausends sahen dann Väter, die sich einst zu den Songs von Slade die Fingernägel silbrig lackierten, wie sich ihre Söhne in die engsten Jeans der Welt quetschten und Federn im Haar trugen: Glam Rock spülte seine Antidepressiva das Waschbecken hinab und hörte jetzt auf den Namen Emo. Bands wie My Chemical Romance dramatisierten und interpretierten das Genre neu. Und Mädchen und Jungs tauschten wieder selig untereinander Outfits und Haarglätteisen.

Die einst glittermanikürten Väter sind jetzt Opas und ihre Kinderskinder läuten zurzeit ein weiteres Revival der Androgynität im Rock ein. Acts wie Yungblud und Måneskin diktieren dem genderbenderischen Zeitgeist seinen Soundtrack und singen jenen jungen Menschen Mut zu, die sich auf der abenteuerlichen Suche nach der eigenen Identität befinden. Auch Palaye Royale stehen in dieser fabelhaften an vorderster Front. Den drei Brüdern von kanadischen Eltern steht ihre Heimatstadt Las Vegas ins Gesicht geschrieben. Und sie tragen die dazu passenden Klamotten.  Glamourös, opulent und abgefuckt schillern Palaye Royale im Rampenlicht, das spätestens seit ihrem dritten Album «The Bastards» (2020) intensiv auf sie hinabglüht.

Der Release hätte damals von einer ausgiebigen Welttournee begleitet werden sollen. Doch plötzlich war auf allen Bühnen «Pandemie» der Headliner und so ging es auch für diese Band zurück nach Hause. Es war Glück im Unglück für das Trio, das bereits zuvor fünf Jahre lang schier pausenlos auf Achse war und hunderte Shows gespielt hatte. Spannungen innerhalb des Geschwisterkreises drohten immer mehr, sich gewaltsam zu entladen. Doch bevor sich Remington, Sebastian und Emerson wie Schulkinder auf dem Pausenplatz on stage balgen konnten, nutzten sie die Zwangspause für eine Aussprache. Auch musikalisch hatten sie viel Neues zu sagen, was im aktuellen Album «Fever Dream» resultierte.

Dessen dramatische Art-Rock-Songs zelebrieren Palaye Royale erneut mit einer ausgiebigen Tour. Am 20. Februar spielt die Band ein Konzert im Komplex 457 in Zürich. Tickets sind HIER erhältlich.