von Christian K.L. Fischer
Eine Zeitlang galt Parov Stelar vor allem als der Typ, der Electro Swing gross gemacht hat. Und es stimmt schon, seinen Durchbruch hatte er genau mit Tracks aus diesem Genre, aber mittlerweile dürfte der Ruf seiner Liveshows alle alten Einordnungen überstrahlen. Denn seine Touren sind bis zur Pandemie ein regelrechter und scheinbar nie enden wollender Wanderzirkus gewesen – kleine, grosse, allabendliche Spektakel. Und so langsam kommen diese wieder richtig ins Rollen. Parov Stelars neustes Album «Moonlight Love Affair» bietet dazu den Anlass, und wie immer kümmert er sich nicht um sein altes (und eh falsch eingrenzendes) Image, denn er wütet wieder mit Begeisterung durch zahllose elektronischen Stile.
Man könnte also meinen, dass er schon von Anfang an daran denkt, dass neue Tracks auch live brennen müssen – oder? «Ich trenne das völlig», sagt Parov. «Ich setzte mich völlig unbedarft ins Studio und lege einfach los.» Da er sich auch noch jeden Tag, den er nicht unterwegs ist, in dieses Studio setzt, versteht man seine Neigung zu Doppelalben und regelmässigen Veröffentlichungen. Jahrelanges Warten auf neue Musik gibt es bei ihm nicht. Aber als Workaholic will er sich nicht verstanden wissen, denn selbst Unterbrechungen vom Kreieren braucht er einfach nicht. «Für mich ist das wie atmen», lacht er, «da nimmt man sich ja auch keinen Urlaub von. Früh aufstehen und die Kiste anwerfen!» Der grösste Erfolg ist, «dass ich das schon so lange machen kann, seit 25 Jahren, und die Kurve strebt immer noch aufwärts. Ich habe schon drei Generationen mitgenommen. Ich kann da gar nicht aufhören.»
Allerdings hatte die Zwangspause auch auf ihn und seine Zirkuskinder Auswirkungen gehabt. Sie waren nun einmal praktisch immer unterwegs gewesen und dann lag alles auf Eis. Parov hatte durchaus Schiss davor, wie der Neustart laufen würde. «Haben wir es noch drauf? Haben wir noch die Kraft? Wollten wir das überhaupt noch?» Sie konnten ja lange Zeit nicht einmal zusammen proben. «Ich wollte zwar immer Tourpause machen, aber jetzt wussten wir nicht, wann oder ob es wieder los geht.» Doch sobald sie die Bühne betraten, war alles wieder da. «Jeder war noch motiviert. Und letztlich brachten die Umstände eine Frische rein …» Sie nutzen die neue Zeit, um die Show umzustrukturieren, «vom Licht bis zum Stage-Design ist alles anders. Genau in diesen Zeiten muss man investieren!»
Wie würde er die kommende Tour nach dem Break also beschreiben? «Vielleicht ist es wie mit der Liebe: nach jedem Herzschmerz wird sich neu verliebt.» Aber das Feeling eines Parov-Stelar-Gigs wird das gleiche bleiben, versichert er: «Eine Riesenparty. Unterhaltung mit Anspruch, zum Sehen und zum Fühlen. Ich kann ja ein Konzert nicht neu erfinden.» Dann lacht er: «Es wird laut!» Aber Parov Stelar hat durchaus Pläne, in der Zukunft mal etwas völlig anderes auf die Beine zu stellen. «Es kann sein, dass wir in zwei Jahren mit einer anderen Art von Konzert auf Tour gehen, mit einem symphonischen Orchester.»
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