von Michèle Bianchi

Sam Koechlin aka Sam Himself, Wahl-New-Yorker, SRF3 Best Talent, melancholischer Fondue-Cowboy und von seinem Neffen liebevoll „Gaggitüfel“ genannt, hat im Oktober sein Debütalbum „Power Ballads“ veröffentlicht. Mal wieder ein Beweis dafür, dass in der Schweiz richtig gute Musik gemacht wird. Wir durften uns mit ihm unterhalten, wobei wir sogar Antworten in astreinem Berndeutsch erhalten haben („mi Per isch Bärner“).

Als ich dein Album zum ersten Mal gehört habe, wurde ich sehr positiv überrascht. Ich hab mich sogar richtig gefreut, weil zuerst dachte ich, der Link funktioniert nicht richtig und ich sei zum neuen Album von The National, den Eels oder Orville Peck weitergeleitet worden. Aber nein, es warst du – dementsprechend erstmal gratuliere zu diesem Album. Wo liegt/lag deine musikalische Inspiration?

Also erstmal vielen Dank – aber uhh, wieviel Zeit hast du? (lacht) Ich finde, damit hält es sich wie in einem Ökosystem – was reingeht, wird verarbeitet und kommt wieder raus. Es ist fast genauso wichtig, Musik zu hören, wie Musik zu machen. Wenn man obsessiv viel Musik hört, und vielleicht kennst du das auch, dann ergibt sich der Anspruch an den Output schon wie von selbst. Im Moment zum Beispiel ist mir John Cale sehr wichtig.

„Power Ballads“ ist dein Debütalbum. Wie lange hast du dafür gebraucht bzw. wann hast du begonnen, Songs zu schreiben?

Ich hatte schon so zwei, drei Ideen rumliegen. Der Turbo-Start kam aber dann während Covid, als das ganze Leben, wie man es kennt, in die Brüche ging. Die Beziehung ging in die Brüche, Job, Routine, alles – und erstmal ist man in diesem Cabin Fever Lockdown Groove. Und darin wollte ich mich schliesslich nützlich machen und hab Songs geschrieben, die schliesslich innerhalb einer Woche alle im Kasten waren. Man kann da dann auch nicht perfektionistisch sein, sondern muss den Fünfer einmal gerade sein lassen.

Understatement für deine Arbeit einmal sein gelassen: Als ich letzten Donnerstag im Auto nach Winterthur unterwegs war, habe ich Teile von deinem Live-Set bei SRF 3 mitbekommen. Unter anderem auch die Story um den Song „Way Out“, die sich schliesslich doch als Happy End entpuppt hat. Kannst du liebeskranken Fernbeziehungs-Leidenden einen guten Rat geben?

Ich wünschte, ich wüsste wie man das richtig und gut macht. Nicht so pessimistisch, wie ich anfangs war. Noch immer das Inspirierende an der Fernbeziehung sehen. Und am Ende wohl: eine Nahbeziehung daraus machen, denn Planung ist extrem wichtig. Morgen zum Beispiel fliege ich schon wieder in die Staaten.

Apropos Planung: Wo und wann kann man dich demnächst auf der Bühne sehen?

Erstmal fliege ich zurück. Die Schweizer Daten werden dann aber auch alsbald bekannt gegeben, von Herbst bis in den Frühling hinein ist eine Schweiz-Tournee geplant, sowie anschliessend eine Deutschland-Tournee. Am Samstag, 23.10. spiele ich zum Beispiel am Herbstigal-Festival in Gunten.

Wie geht’s musikalisch weiter, was sind da deine Pläne?

Lustig, dass du das fragst. Bin etwas im Stress neben dem ganzen CDs signieren etc. und muss noch ein Cover aufnehmen – hoffentlich kommt’s gut. Weil wenn du nicht dein Instrument übst, wirst du rostig, sobald du es liegen lässt. Und ich habe lieber einen Sack voll Songs immer dabei und bin auf alles vorbereitet, als plötzlich vor dem Leeren zu stehen und nicht aus dem Stehgreif ein Ständchen pfeifen zu können. Aber ich lasse euch wissen, wenn’s fertig ist.