von Nadine Wenzlick

Es gibt Bands, die feilen monatelang an neuen Songs. Da durchlaufen die Stücke manchmal etliche Version, bevor sie fertig sind. Und dann gibt es Bands, bei denen ein Track auch mal in wenigen Stunden im Kasten ist – so wie The Black Keys. Ihr letztes Album „Delta Kream“, das Coverversionen von Country-Blues-Songs von Junior Kimbrough bis R.L. Burnside enthielt, wurde in nur zehn Stunden an zwei Nachmittagen aufgenommen und enthielt keinerlei Overdubs. „Die Aufnahmen haben irre viel Spass gemacht und wir nahmen dieses Momentum mit, als wir mit der Arbeit an unserem neuen Album begannen“, sagt Sänger Dan Auerbach über „Dropout Boogie“, das elfte Album des amerikanischen Duos. „Es sind Momente auf dieser Platte, die sehr roh und improvisiert sind – einige Songs sind sogar First Takes.“

Neben „Didn’t I Love You” und „Burn The Damn Thing Down” trifft das auch auf „Good Love” zu. Der staubige Blues-Track entstand in einer spontanen Jam-Session mit ZZ-Top-Gitarrist Billy Gibbons. „Ich hörte, dass Billy in Nashville ist, also schrieb ich ihm, er solle mal im Studio vorbeikommen“, erzählt Auerbach. „Er brachte eine Flasche Rotwein mit, ich drückte ihm eine Gitarre in die Hand, wir spielten eineinhalb Stunden und als der Wein leer war, ging er wieder.“ Nach eineinhalb Stunden und einer Flasche Wein einen fertigen Song – ist es wirklich so einfach? „Wenn es gut ist, ist es das! Wenn man richtig hart an etwas arbeiten muss, ist das meistens ein Zeichen dafür, dass es Mist ist“, lacht Auerbach. „Wir haben bei den Aufnahmen von ‚Dropout Boogie‘ alle Vorsicht fallen lassen und einfach Spass gehabt. Musikalisch, textlich, beim Gesang – da sind Fehler, aber ich habe sie drin gelassen. Ich will, dass die Songs natürlich und ehrlich sind. Wenn man zu viel an etwas arbeitet, zerstört das die Kraft und die Magie.“

Billy Gibbons ist übrigens nicht der einzige Musiker, mit dem die Black Keys auf „Dropout Boogie“, ihrem nunmehr elften Album, zusammenarbeiteten. Nachdem sie für „Delta Kream“ bereits externe Musiker ins Boot holten, beschlossen sie dieses Mal auch beim Songwriting zu kollaborieren. Je zwei Songs entstanden mit Greg Cartwright, Sänger der amerikanischen Rockband Reigning Sound, sowie Angelo Petraglia, der für seine Arbeit mit Kings Of Leon bekannt ist. In dem Song „Your Team Is Looking Good“ ist zudem Bluegrass-Americana Sängerin Sierra Ferrell zu hören. „Es passierte alles sehr natürlich und fühlte sich nicht so an, als würde es irgendwas davon wegnehmen, wer wir als Band sind“, so Auerbach.

Tatsächlich ist den Black Keys mit „Dropout Boogie“, das erneut in Auerbachs Easy Eye Sound Studio in Nashville aufgenommen wurde, mal wieder ein Album gelungen, das von vorne bis hinten stimmig ist. Das Spektrum reicht von der eingängigen Rock-Single „Wild Child“ bis zur entspannten Midtempo-Nummer „How Long“, vom lässig genäselten „It Ain’t Over“ bis zum schleppenden Blues „Happiness“. Auch 20 Jahre nach Erscheinen ihres Debüts gelingt es den Black Keys scheinbar immer noch problemlos, es sowohl für sich als auch die Hörer spannend zu halten. „Ich weiss nicht, was es ist mit uns beiden, aber es wird einfach nie langweilig“, sagt Auerbach. „Manchmal habe ich das Gefühl, alles in der Welt hat sich verändert, alle Leute um uns herum haben sich verändert – aber wenn Pat und ich ins Studio gehen, ist es genauso, wie als wir 16 oder 17 waren. Wir wissen vorher nie, was passiert und das macht höllisch Spass.“