von Nadine Wenzlick

Auf der Bühne wirkt Brandon Flowers stets selbstbewusst. Wenn man den Sänger der amerikanischen Band The Killers zum Interview trifft, dann scheint er allerdings ziemlich schüchtern. Das äussert sich so, dass seine Sätze oft mit einer Art nervösem Lachen beendet – vor allem, wenn es privat wird. Und das lässt sich heute nicht vermeiden, denn «Imploding The Mirage», das neue Album von The Killers hat einen ziemlich privaten Hintergrund.

Kurzer Rückblick: 16 Jahre ist es her, dass The Killers ihr Debütalbum «Hot Fuss» veröffentlicht haben. Seitdem hat die Rockband aus Las Vegas über 28 Millionen Tonträger verkauft und weltweit Stadien gefüllt. Doch während es erfolgstechnisch immer weiter bergauf ging, durchlebte Sänger Brandon Flowers privat eine schwere Zeit: Auf Grund einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung litt seine Frau in den vergangenen Jahren unter schweren Depressionen. Auf dem letzten The-Killers-Album «Wonderful Wonderful» verarbeitete Flowers jene Zeit.

Kurz nach Erscheinen des Albums beschlossen Flowers und seine Frau dann, Las Vegas und damit hoffentlich auch die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Sie zogen nach Park City in Utah, eine Kleinstadt auf der Wasatch-Bergkette, mitten in den Rocky Mountains. «Wir fangen hier komplett von vorne an und das ist wirklich wundervoll», sagt Flowers und dann ist es da direkt, das nervöse Lachen. «Ich liebe Las Vegas, ich liebe die Wüste. Aber in Las Vegas ist es Usus, dass ein Casino abgerissen wird, nur um es dann durch ein noch grösseres und glänzenderes Casino zu ersetzen. Die Idee hinter unserem Umzug war, an einen Ort zu gehen, der für die Ewigkeit ist – wie eben ein Berg. Und das wiederum war der Ausgangspunkt für unser neues Album.»

Neuanfang mit Rückbesinnung

Man kann «Imploding The Mirage» als Licht am Ende des Tunnels bezeichnen. Es geht darum, mit dem Geschehenen abzuschliessen und neu anzufangen. Und es geht um Liebe, die alles überdauert. In «Dying Breed» zum Beispiel erinnert Flowers sich an «the promise that I made»: Bis das der Tod uns scheidet. «Das klingt altmodisch, aber das ist etwas, wofür ich stehe und woran ich glaube», so Flowers. Nervöses Lachen. «Ich wurde so erzogen. Ausdauer und Beharrlichkeit waren Wörter, die wir oft hörten und die tief in mir verwurzelt sind. Und ich glaube daran, dass man – selbst wenn es mal Unstimmigkeiten gibt – zusammenwachsen kann.»

Musikalisch erinnert «Imploding The Mirage» übrigens an das frühe Material der Band. Eingängige Hooks treffen auf dichte Synthesizer. Dazu gibt es zahlreiche Kollaborationen. Denn: «Imploding The Mirage» ist das erste The-Killers-Album, dass ohne Gitarrist Dave Keuning entstand. So kommt es, dass in der eingängigen Synthie-Pop-Single «Caution» Lindsey Buckingham (Fleetwood Mac) zu hören ist, während Adam Granduciel von The War on Drugs an dem leicht country-esken «Blowback» mitarbeitete. Die Ballade «Lightning Fields» derweil, die Flowers für seine Eltern schrieb, ist ein Duett mit der kanadischen Songwriterin K.D. Lang. «Es ist immer gut, Neues auszuprobieren und je älter ich werde, desto mehr reizen mich Kollaborationen», sagt Flowers. «Statt selbst die Kontrolle über alles zu übernehmen, gefällt es mir, wenn andere Leute sich und ihre Ideen einbringen. Ich freue mich schon drauf, auch in Zukunft mehr zu kollaborieren.»

Wer sich derweil fragt, was es mit dem Covermotiv auf sich hat: Dabei handelt es sich um ein Gemälde des amerikanischen Künstler Thomas Blackshear. «Ich liebe Landschaften und er malt häufig Western-Landschaften, kombiniert mit spirituellen Gemälden und Skulpturen», so Flowers. «Das Bild, das wir als Albumcover benutzt heisst ‚Dance of the Wind and Storm‘ und hat mich sofort beeindruckt. Es passte perfekt zu den Songs, die wir bis dahin geschrieben hatten, also druckte ich das Bild aus und hängte es, wo immer wir gerade arbeiteten, an die Wand. Es wurde fast so etwas wie ein Bandmitglied. Wann immer ich mit Sounds oder Texten nicht weiterkam, stellte ich mich davor, starrte es an und plötzlich war ich in der Lage, den Song fertigzustellen.»