von Sascha Gala Mikic

Vier Jahre nach der Veröffentlichung von «Let’s Go Sunshine» ist es endlich wieder so weit: The Kooks beweisen sich erneut als Meister ihres Genres mit ihrem neusten Album «10 Tracks to Echo in the Dark» welches am 22. Juli erscheint. Wir haben mit Frontman Luke Pritchard über Berlin, frische Hoffnungen und Pop-Musik gequatscht.

Wie fühlt es sich an, wieder als Band gemeinsam unterwegs zu sein?
Fantastisch! Wir befinden uns gerade wieder in Berlin, wo das Album vor der Pandemie produziert wurde, beziehungsweise die Produktion zumindest begann. Darum ist es schön, mit den Jungs wieder an dem Ort zu sein, wo unsere letzte musikalische Reise begann, der Kreis um das neue Album schliesst sich damit.

Stimmt, es ist auch etwas länger her, nämlich vier Jahre, seit ihr das letzte Mal etwas Grösseres herausgebracht habt.
Vier Jahre? Wow, ich habe echt kein Zeitgefühl mehr. Ich glaube, wir hätten eher mit der Produktion abgeschlossen, wäre da nicht die Pandemie gewesen. Und Brexit natürlich, das erschwert das Musikschaffen für britische Bands ein wenig. Aber hey, besser spät etwas herausgeben als nie, am I right? Ich meine, wir haben die Zeit, die uns durch die globalen Umstände zur Verfügung stand, auch «genutzt», sozusagen. Hugh hat ein Solo-Album veröffentlicht und ich eine EP mit meiner Frau Ellie Rose. Etwas Neues wagen, sozusagen.

Etwas Neues habt ihr euch auch auf «10 Tracks to Echo in the Dark» gewagt, denn es scheint voller Pop-Elemente gespickt zu sein. Woher kommt diese Abzweigung eures üblichen Indie-Genres?
Hmm, ich würde nicht sagen, dass es voll davon ist. Ich glaube, ich habe mich diesbezüglich von Berlin beeinflussen lassen. Ich habe viel deutsche Musik gehört, als die Produktionen begannen, die Palette reicht von Kraftwerk zu deutschem Pop. Das hat mich wahrscheinlich beeinflusst. Vielleicht aber auch einfach Popmusik generell, ich wollte etwas mehr Frische in unsere Musik reinbringen.

Das ist ein interessanter Wechsel: als ihr als Band begonnen habt, wurde euch geraten, «tanzbare» Musik zu machen – doch ihr seid eurem Indie treu geblieben. Und jetzt passiert das Umgekehrte.
Ich sehe, was du meinst (lacht). Klar, unsere Band ist ein Indie-Urgestein und wir schätzen es immens, in den Indie-Kanon aufgenommen worden zu sein. Damals waren wir aber auch jünger und wollten unser Ding knallhart durchziehen. Aber je älter man wird, umso eher wächst man aus den rigiden Strukturen, die man sich in seiner quasi «Rebellion» selbst erbaut hat, heraus. Ich würde zum Beispiel auch nicht die Zeit zurückdrehen wollen und von vorne beginnen. Was passiert ist, ist passiert – auf zu neuen Abenteuern!

Merkt ihr mit der Veränderung eurer Musik auch eine Veränderung eures Publikums?
Ja, das Publikum wird jünger! Ich glaube, das liegt daran, dass unsere Musik sich sehr an eine Generation oder einen spezifischen Lebensabschnitt orientierte. Viele unserer Lieder handeln von junger Liebe oder dem Jungsein. «Naive» ist ein klassisches Beispiel dafür. Ich habe zum Beispiel anfangs nie verstanden, weswegen ausgerechnet dieser Song derart populär wurde. Es ist, meiner Meinung nach, nicht einmal der beste Song seines Albums (lacht). Aber dann begann ich zu beobachten, wie diejenigen, die bei dem Song am lautesten mitsingen, immer die jüngsten im Publikum sind. Und das ist irgendwie schön, es kreiert ein Gefühl der Verbundenheit; offenbar machen wir alle dieselben gemeinsamen Erfahrungen in denselben Lebensabschnitten durch.

Anscheinend stammen diese Erfahrungen oftmals aus Ereignissen in Sachen Liebe, welches ein immer wiederkehrendes Thema in euren Songs ist, wie zum Beispiel in «Connection», «Jesse James» und «25».
Ja, bestimmt. Es ist ja ein universelles Gefühl und ich mag es, über meine Gefühle zu schreiben. Zum Beispiel, im Song «Beautiful World» gibts eine Strophe, die so geht: «It’s such a fucked up world.» Diese manifestiert ein Gefühl, welches sich schon seit längerem in uns breit macht. Vor allem seit ich Vater geworden bin. Man hat Ängste, Bedenken, Sorgen, Kummer etc., denn es geht mit der Welt irgendwo durch bergab und da fragt man sich, was kann man seinem Kind hinterlassen, das eigentlich schön ist?

Kommt von daher auch die Idee für den Albumtitel?
Genau, es sollte ja nicht alles zu jeder Zeit deprimierend sein. Man will auch etwas Hoffnung aufnehmen können oder verbreiten. Genau das passiert auch, wenn wir als Band zusammenarbeiten können: Man hat wieder etwas Hoffnung darin, mit seiner Musik ein Stück weit etwas Gutes der Welt zu geben. Das nimmt man aber erst nach einigen Jahren, oder in unserem Falle, einem Jahrzehnt wahr. Denn in den ersten Jahren steigt dir der Ruhm so zu Kopf, dass du erst später bemerkst, wie du Musik instrumentalisieren – entschuldige den pun – kannst (lacht).

The Kooks spielen live am 2.2.2023 im Zürcher X-TRA.