Billie Eilish outet sich auf Instagram als Fan. Die Fast-Food-Kette Taco Bell verwendet den Song «Holiday» für eine Werbekampagne. Auf der aktuellen Tour spielt die Band in den hippsten und poshesten Locations vor mehreren Tausend Fans. Keine andere Hardcore-Band hat sich so tief in den Mainstream gehechtet wie Turnstile. «Ist das noch Hardcore?», mag da manch ein Purist maulen. «Spielt das eine Rolle?», schulterzuckt der Rest und stürzt sich mit Spass ins Pit.
Das notorisch miesgelaunte Genre passt eigentlich bestens zum aktuellen Zeitgeist. Meist dauert es nur bis zur nächsten Pushnachricht, um wütend in eine Papiertüte schreien zu wollen. Doch verweigerte sich die Szene mit einem selbst auferlegten Reinheitsgebot in der Vergangenheit oftmals dem ganz grossen Publikum. Dabei hatten die Pioniere dieser Stilrichtung eine solche Unlust zur Experimentierfreudigkeit gar nie beabsichtigt – im Gegenteil.
Weitaus wichtiger ist ein authentischer DIY-Ethos, der Turnstile auch im grellsten Rampenlicht nicht abhanden gekommen ist. Dieses strahlt spätestens seit ihrem dritten Album «Glow On» auf die Band herab. Mit unangestrengtem Pop-Appeal öffneten Turnstile nicht nur sich selbst, sondern das ganze Hardcore-Genre einer ganzen Welt musikalischer Möglichkeiten. Diese beinhalteten unter anderem auch zwei Song-Kollaborationen mit Indie-R&B-Sänger Blood Orange (der selbst einst mit der Post-Hardcore-Band Test Icicles kurzzeitig für Furore sorgte).
Drei Grammy-Nominationen und zahlreiche Listen-Platzierungen für das beste Album 2021 (u.a. von Spin, NME und Pitchfork) konnte «Glow On» einheimsen. Viel wichtiger aber noch: Turnstile ist zur Speerspitze einer neuen Hardcore-Generation geworden, die sich keinen Regeln verpflichtet fühlt – und damit erst recht die ganze Kraft des Genres entfesselt.
Am 22. August spielt die Band live im X-TRA, Zürich. Tickets sind HIER erhältlich.